Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 29 Aug 2013

Marburg/Willingen (medio). Spitzenvertreter protestantischer und orthodoxer Kirchen aus dem Ständigen Ausschuss für Zusammenarbeit und Verständigung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) haben in Marburg die 10. Vollversammlung des ÖRK vorbereitet, die vom 30. Oktober bis 8. November in Busan in Korea zusammentritt. Eingeladen hatte die Arbeitsgruppe der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, der Mitglied im Zentralausschuss des ÖRK ist, berichtete Pfarrer Karl-Günther Balzer, Medienbeauftragter im Sprengel Waldeck und Marburg.

Zu dem Arbeitstreffen vom 23. bis 28. August waren Vertreter aus Russland, Pakistan, Kanada, Brasilien, den USA, Ägypten, Äthiopien, Kenia, Burundi, Schottland, Griechenland, Rumänien und Deutschland gekommen. Die Vollversammlung im November steht unter dem Motto «Gott des Lebens, führe uns zu Gerechtigkeit und Frieden.» Neben den Vorbereitungsarbeiten standen auch Feiern, Gebete und das Kennenlernen der Landeskirche und der Evangelischen Kirche Marburgs auf dem Programm, so Balzer weiter.

Besuch der Elisabethkirche und Alphornmesse in Willingen

So besuchten die Teilnehmer am Samstag (24.8.) die Elisabethkirche, die Bischof Hein als die erste gotische Kirche auf deutschem Boden und als die schönste in Kurhessen-Waldeck würdigte. Der Historiker Dr. Jürgen Römer und Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller führten die Gruppe auf einem liturgischen Weg durch die Kirche. Dabei erläuterte Römer das Leben der «Heiligen», die allem Reichtum abgesagt hatte, um sich ganz der Armen- und Krankenpflege zu widmen. Fragen gab es von den Delegierten zur Bedeutung Elisabeths heute: «Ist sie eine Heilige?»  Bischof Hein wies auf die bleibende Vorbildfunktion Elisabeths von Thüringen hin. Krankenhäuser,  Altenheime und Schulen würden nicht ohne Grund nach ihr benannt. Und Römer ergänzte, dass die Protestanten Elisabeth von Thüringen nicht als Heilige verehrten, sie aber als Vorbild ehrten.

Am Sonntag feierten die Mitglieder der Arbeitsgruppe als Ehrengäste die ökumenische Alphornmesse auf dem Willinger Ettelsberg mit, zu der rund 5.000 Besucher gekommen waren (wir berichteten).

Bischof Martin Hein zog in seiner Predigt die Parallele zur Speisung der 5.000 aus dem Johannes-Evangelium. Auch auf dem Ettelsberg seien sehr unterschiedliche Menschen versammelt, die einen Hunger nach einer friedlichen und gerechten Welt haben, so Hein.

Die Worte des Evangeliums wollten diesen Hunger stillen, auch indem sie weitergegeben werden, um anderen den gleichen Hunger zu stillen, sagte der Bischof. So könnten Gerechtigkeit und Frieden wachsen. Hein forderte die Menschen auf, geschlossene Hände zu öffnen und sich einander die Hand zu reichen.

Empfang der Stadt Marburg und Begegnungsabend an der Philippsuniversität

Am Montag wurden die Gäste bei einem Empfang der Stadt Marburg von Oberbürgermeister Egon Vaupel im Historischen Saal des Marburger Rathauses begrüßt. Vaupel stellte in seiner Ansprache drei historische Persönlichkeiten heraus, die für die Stadt besonders wichtig sind: Landgraf Philipp, als Gründer der ersten protestantischen Universität, der Medizinnobelpreisträger Emil von Behring und Elisabeth von Thüringen, die bis heute ein maßgebliches Vorbild sei und die Stadt zu einer sozialen Politik verpflichte, so der Oberbürgermeister. Zudem hob Vaupel hervor, dass in Marburg Menschen aus über 140 Nationen mit ihren entsprechenden Kulturen friedlich zusammenlebten. Der Dank der Besuchergruppe wurde von dem Metropoliten von Konstantinopel, Prof. Dr. Gennadios, überbracht und Bischof Hein würdigte Marburg als besonderen Versammlungsort für die internationale Arbeitsgruppe, in der man nun nach Damaskus, Nikosia, Hofgeismar und Moskau zusammenkomme.

Am Montagabend hatte der der Fachbereich Evangelische Theologie zu einem Begegnungsabend in die Aula der Philippsuniversität eingeladen, zu dem die Gäste vom Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Jörg Lauster, begrüßt wurden. Lauster verwies auf die besondere Prägung des Fachbereiches durch Rudolf Otto und Rudolf Bultmann. Gerade letzterer habe seine Theologie im Gespräch mit dem Denken der modernen Welt formuliert, so Lauster. Dies sei Verpflichtung zum Dialog bis in die Gegenwart, so der Dekan.

Prof. Dr. Christl Meier, die unter anderem schon in Yale in den USA gelehrt hatte, stellte in einem Vortrag die Bedeutung der Zehn Gebote für das Thema der Arbeitsgruppe heraus. In der anschließenden Diskussion ging es um die Organisation und die Arbeit des ÖRK, bei der die Teilnehmenden den künftigen Umgang mit den Pfingstkirchen als große Herausforderung sahen, so Pfarrer Balzer. Gerade in den Ländern des Südens würden diese stark wachsen und wollten im ÖRK mitarbeiten.

Schauspiel-Aufführung und Abschlussandacht mit Propst Wöllenstein

Den Abschluss des Rahmenprogramms bildete eine Aufführung der Kasseler Schauspielerin Andrea C. Ortolano in der Elisabethkirche am Dienstagabend. Ortolano, die musikalisch von der Brian Scotty Wilson Band begleitet wurde, spielte vor etwa 50 Besuchern und der ÖRK-Arbeitsgruppe die Geschichte der Elisabeth von Thüringen.

In der Abschlussandacht setzte der Propst des Sprengels Waldeck und Marburg, Helmut Wöllenstein, den Akzent auf die Heilige, die in einem großen Gastmahl die Menschen fröhlich gemacht hatte. Wöllenstein aktualisierte dabei das Jesuswort aus Matthäus 25 indem er auf den fairen Handel mit Schokolade einging: «Was ihr dem westafrikanischen Jungen getan habt, den ihr aus der Kinderarbeit von der Plantage befreit habt, das habt ihr mir getan.» So hätte das auch Elisabeth von Thüringen gesehen, so der Propst. (29.08.2013)

Linktipp:

Den Ökumenischen Rat der Kirchen und Informationen zur 10. Vollversammlung in Korea finden Sie im Internet unter:

oikoumene.org/de

Download:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein in der ökumenischen Alphornmesse auf dem Ettelsberg in Willingen im Wortlaut:

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