Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Apr 2007

Kassel (epd). Die «Bibel in gerechter Sprache» wird von den Leitenden Geistlichen in der evangelischen Kirche völlig unterschiedlich beurteilt.

Auf einem Symposium am Freitag (20.4.) in Kassel lehnte etwa der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, den Gebrauch der neuen Bibelübersetzung im Alltag der Kirche ab. Bereits zuvor hatte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker die neue Übersetzung begrüßt.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands hingegen hatten das Werk kritisiert und den Gebrauch im Gottesdienst abgelehnt. Ein zentraler Punkt der Auseinandersetzung ist die Voreinstellung der Theologinnen und Theologen, bei der Übersetzung Frauen, Juden und Armen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Bischof Hein bezeichnete es als problematisch, wenn Übersetzer Interessen von außen in die Bibel hineintrügen. «Der biblische Text wird politisch korrekt weichgespült.» Wenn die Leser nicht mehr unterscheiden könnten, was im Urtext stehe oder was Auslegung sei, verliere die Bibel ihren Vertrauensvorschuss. Die Bibel müsse eine Hilfe im Leben und im Sterben sein. «Auf die Bibel in gerechter Sprache ist kein Verlass, wenn es darauf ankommt», schloss Hein.

Die neue Übersetzung verlasse das reformatorische Schriftverständnis, wandte der Abteilungsleiter im Kirchenamt der EKD für Verkündigung, Thies Gundlach, ein. Martin Luther habe als Übersetzungskriterium den wörtlichen und historischen Sinn des Bibeltextes hervorgehoben und die Tradition zurückgewiesen, auch inhaltliche Einsichten aus der Bibel zu Kriterien zu machen. Die «Bibel in gerechter Sprache» werde dem Urtext nicht gerecht.

Die Kritik des Rates der EKD sei befremdend, entgegnete die Theologieprofessorin Helga Kuhlmann vom Herausgabekreis. Der Kreis befinde sich im Einklang mit dem Reformator Luther, wenn er der Übersetzung ein theologisches Profil gebe. Das Kriterium der Gerechtigkeit liege in der Bibel begründet. Die evangelische Kirche solle ein Schuldbekenntnis angesichts der frauenfeindlichen Teile ihrer Tradition aussprechen, forderte die theologische Referentin im nordelbischen Frauenwerk, Gundula Döring.

Außerdem solle die EKD den Übersetzerinnen danken für die Gespräche, die die neue Bibel ausgelöst habe. Das Symposium in Kassel wurde veranstaltet von den EKD-Einrichtungen Frauenstudien- und Frauenbildungszentrum, Referat für Chancengerechtigkeit, Evangelische Frauenarbeit, Männerarbeit, außerdem vom Konvent evangelischer Theologinnen und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Kassel. (23.04.2007)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier das Statement von Biscof Hein «Das Wort Gottes in aller Mund und Sprache. Zum liturgischen und alltäglichen Gebrauch der Bibel.» auf dem Symposium «sola scriptura» am 20. April 2007 in Kassel:

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