Zu den Voraussetzungen für Kirchenbesuche zählen momentan ein Mindestabstand von 1,5 Metern, entsprechende Hygienemaßnahmen, Maskenpflicht und Kontaktdatenerfassung. Darüber hinaus soll kein gemeinsamer Gesang stattfinden. Unser Archiv-Foto zeigt einen Gottesdienst unter Corona-Bedingungen in Kassel. (Foto: medio.tv/Schaaf)

Zu den Voraussetzungen für Kirchenbesuche zählen momentan ein Mindestabstand von 1,5 Metern, entsprechende Hygienemaßnahmen, Maskenpflicht und Kontaktdatenerfassung. Darüber hinaus soll kein gemeinsamer Gesang stattfinden. Unser Archiv-Foto zeigt einen Gottesdienst unter Corona-Bedingungen in Kassel. (Foto: medio.tv/Schaaf)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 31 Mär 2021

Marburg (medio). Der Gottesdienstbesuch in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ist unter den gegenwärtigen Schutzkonzepten nicht mit einem erhöhten Corona-Infektionsrisiko verbunden: Zu diesem ersten Ergebnis kommt eine Studie der Philipps-Universität Marburg (Fachbereich Medizin) in Kooperation mit der EKKW. Von Anfang Dezember bis Ende Februar haben rund 1.500 Mitglieder aus den evangelischen Kirchenkreisen Schwalm-Eder, Kirchhain und Marburg an dieser Studie teilgenommen und sich auf SARS-CoV-2-Antikörper untersuchen lassen, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit. Die Leitfrage war, ob die aktive und/oder passive Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen der EKKW einschließlich Gottesdiensten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Coronavirus-Infektion einhergeht. Inzwischen liegen erste Kern-Ergebnisse vor.

Fast 1.500 Personen haben teilgenommen

Insgesamt wurden 1.493 Personen im Alter von 18 bis 90 Jahren getestet, darunter Haupt-, Neben- und Ehrenamtliche der EKKW sowie Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Bei 45 Teilnehmenden wurden Antikörper gegen das SARS-CoV-2 Virus festgestellt, sie haben folglich eine Coronavirus-Infektion durchgemacht, erläutert Prof. Dr. Harald Renz, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik an der Philipps-Universität Marburg. Dies entspreche einer Seroprävalenz – diese beschreibt das Vorliegen von Antikörpern gegen das Coronavirus – von 3,0 Prozent. 990 der getesteten Personen hatten angegeben, dass sie regelmäßig einen Gottesdienst besuchten. 24 Personen dieser Gruppe wiesen Antikörper gegen das Coronavirus auf (Seroprävalenz: 2,4 Prozent). Unter den 503 Getesteten, die angegeben hatten, nicht regelmäßig einen Gottesdienst zu besuchen, waren 21, bei denen Antikörper ermittelt wurden (Seroprävalenz: 4,2 Prozent).

Marburger Dekan: «Kirchen haben das in sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt»

«Es konnte kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit von Antikörpern zwischen Gottesdienstbesuchern und Nicht-Gottesdienstbesuchern nachgewiesen werden», erläutert Renz das Ergebnis der ersten Auswertung. Es zeige sich, «dass sich die enormen Anstrengungen bei der Implementierung von Hygienekonzepten bewährt haben». Das bekräftigt der Dekan des Kirchenkreises Marburg, Burkhard zur Nieden, der die Studie gemeinsam mit Renz betreut: «Unter den Bedingungen von Covid-19 haben die großen Kirchen verantwortlich reagiert und das Vertrauen gerechtfertigt, das in sie gesetzt wurde.» Der Dekan lobt das Engagement aller Beteiligten in den mehr als 30 Kirchengemeinden der EKKW.
 
Weitere Auswertungen sollen nun auch auf Grundlage der von den Teilnehmenden ausgefüllten Fragebögen erfolgen. Nach Abschluss der Gesamtauswertung soll die Studie veröffentlicht werden. In Klärung ist ferner, ob Mittel für eine Zweitauflage der Studie im Sommer abgerufen werden können, um auch Virusmutationen und Impfeffekte berücksichtigen zu können.

Hintergrund:

Projektträger der Studie ist das Deutsche Zentrum für Raum- und Luftfahrttechnik, beauftragt vom Deutschen Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Es fördert mit 150 Millionen Euro den Aufbau des Forschungsnetzwerks, um die Forschungsaktivitäten der deutschen Universitätsmedizin zur Bewältigung der Covid-19 Pandemie zu stärken. Mit der Durchführung ist das «Nationale Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu COVID 19», Standort Philipps-Universität-Marburg, betraut, dem 150.000 Euro für die Studie zur Verfügung gestellt wurden.
 
Die Leitung hat Prof. Dr. Harald Renz, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik, in Zusammenarbeit mit dem Dekan des Kirchenkreises Marburg, Burkhard zu Nieden, übernommen. Projektleiterinnen sind Sabine Feig, Philipps Universität Marburg, und Gesundheitswissenschaftlerin Anja zur Nieden, MPH, vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Auswertung der Studie leitet Prof. Dr. Ho Ryun Chung, Leiter des Instituts für Medizinische Bioinformatik und Biostatistik der Philipps-Universität Marburg. Auch Studierende waren bei den Testungen im Einsatz.

(31.03.2021)