(Foto: medio.tv/Schauderna)

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Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Nov 2022

Hofgeismar. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) stellt angesichts schwindender Ressourcen frühzeitig die Weichen in der Finanzplanung: Die Vorbereitungen des Doppelhaushaltes 2024/2025 sind gestartet – deutlich früher als üblich. Dessen Eckpunkte haben die Synodalen am Dienstag (22. November) beschlossen. Wie Vizepräsident Dr. Volker Knöppel ankündigte und der Vorsitzende des Finanzausschusses, Frieder Brack, erläuterte, müssen 2024 rund 10,6 Mio. Euro, 2025 weitere 14,4 Mio. Euro eingespart werden. Diese erwarteten Finanzierungsdefizite könnten nicht durch die Kirchensteuerschwankungsreserve ausgeglichen werden – das Sondervermögen wurde bereits eingeplant, um den Doppelhaushalt 2022/2023 auszugleichen und ist somit aufgebraucht. Auch das Jahr 2030 ist bereits im Blick: Die Prognose geht davon aus, dass das Haushaltdefizit auf 51,9 Mio. Euro anwächst, berichtete Knöppel. Zum letzten Mal informierte er die Synodalen über die Finanzsituation der Landeskirche – im Dezember wird der Vizepräsident in den Ruhestand treten.

Der Beschluss zu den allgemeinen Eckpunkten des Doppelhaushaltes 2024/2025 sieht vor, dass alle kirchlichen Ebenen eigenverantwortlich einen Teil zur Einsparung beitragen und somit ihre Gesamtverantwortung wahrnehmen. So sollen unter anderem Bereiche wie Gebäude, Verwaltung, Dienstverhältnisse, Finanzierung der Kitas und der regionalen Diakonischen Werke beleuchtet werden. Alle Arbeitsfelder sollen anhand der im Zuge des Reformprozesses markierten Grundaufgaben der Kirche und der strategischen Kriterien (Kontaktflächen bietend, Ausstrahlung fördernd, Kooperationen stärkend, nachhaltig und motivierend) überprüft werden.

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel im Interview mit Olaf Dellit, Redakteur des Medienhauses der EKKW

Kirchensteuereinnahmen sind gestiegen, Nach- und Vorauszahlungen trüben Bild

In seinem letzten Finanzbericht nahm der scheidende Vizepräsident die Kirchensteuern in den Blick. Nach dem coronabedingten Knick im Jahr 2020 verzeichnete die EKKW 2021 wieder eine deutliche Steigerung bei den Kirchensteuereinnahmen: Das Gesamtaufkommen lag im Vorjahr bei annähernd 206,4 Mio. Euro – rund 10,9 Mio. Euro (5,57 Prozent) mehr als 2020. Dies gebe aber nur bedingt Anlass zu Freude, erläuterte Knöppel und verwies auf das Kirchenlohnsteuer-Verrechnungsfahren. Damit soll sichergestellt werden, dass jede Landeskirche am Ende die Kirchensteuern erhält, die ihre Kirchenmitglieder tatsächlich gezahlt haben. Über dieses so genannte Clearing-Verfahren mussten bereits wieder rund 7,6 Mio. Euro mehr als geplant entrichtet werden.

Mehreinnahmen aus Energiepreispauschale gehen an Bedürftige

Auch im laufenden Jahr sind die Kirchensteuereinnahmen der EKKW trotz widriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den ersten zehn Monaten gestiegen, und zwar um 4,9. Mio. Euro (3,07 Prozent). Auch hier trüben Nach- (4,3 Mio. Euro) und Vorauszahlungen (13,9 Mio. Euro) das Bild. Vizepräsident Knöppel rechnet insgesamt mit ähnlich hohen Kirchensteuereinnahmen wie 2021. Der Nachtragshaushalt für das Jahr 2022 geht von 188,1 Mio. Euro netto aus. Hinzu kommen nach einer ersten Prognose 1,5 Mio. Euro Mehreinnahmen aus der Energiepreispauschale. Diese mit dem September-Gehalt an Erwerbstätige ausgezahlte Pauschale von 300 Euro ist einkommensteuerpflichtig, wodurch auch Kirchensteuer fällig wird. Die EKKW wird diese steuerlichen Mehreinnahmen für Menschen verwenden, die von den hohen Heizkosten besonders betroffen sind. Das hatte der Rat der Landeskirche jüngst beschlossen. Das Geld soll den regionalen Diakonischen Werken zur Verfügung gestellt werden.

Finanzielle Folgen der Coronakrise

Nicht nur auf die Folgen der aktuellen Energiekrise ging der Vizepräsident ein, sondern auch auf die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise. Sie habe sowohl kurz- als auch langfristige Folgen für die Kirchenfinanzen, und zwar nicht nur im Blick auf die Kirchensteuereinnahmen. Die Folgen für das Kollekten- und Spendenaufkommen aufgrund ausgefallener Gottesdienste seien ebenfalls beträchtlich. «Wir gehen von Einnahmeverlusten von über 0,5 Mio. Euro im Jahr 2022 allein im landeskirchlichen Haushalt aus», sagte Knöppel.
 
Aber auch bei den Aufwendungen hinterließ die Pandemie ihre Spuren, insbesondere im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich, wo 2020 rund 1,2 Mio. Euro weniger aufgewendet werden mussten. Die größten Einsparungen gab es bei den Reisekostenaufwendungen (- 475.000 Euro), skizzierte Knöppel. Zudem seien Kosten durch ausgefallene Großveranstaltungen reduziert worden. Deutliche Mehraufwendungen (über 0,5 Mio. Euro) habe es hingegen im Bereich der Beschaffungen gegeben, etwa für digitale Konferenzsysteme sowie für Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen. Die langfristigen Folgen der Pandemie seien noch nicht abzusehen. «Festhalten lässt sich, dass durch die Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine der Konsolidierungsdruck für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck noch früher als nach der ‚Freiburg-Studie‘ prognostiziert ausgelöst worden ist», resümierte Knöppel.

Mitgliederentwicklung: Tendenz der Vorjahre setzt sich fort

Auch auf die Mitgliederentwicklung ging der scheidende Vizepräsident ein: Im Laufe des Jahres 2021 habe die Landeskirche rund 17.600 Gemeindeglieder verloren (-2,3 Prozent). Bis einschließlich Oktober dieses Jahres waren es weitere rund 14.800. Stand 31. Oktober 2022 zählt die EKKW somit 734.757 Gemeindeglieder. Der prognostizierte Rückgang der Gemeindeglieder liegt für das Jahr 2022 bei 2,37 Prozent. «Die Tendenz der Vorjahre setzt sich für die EKKW somit leider auch im Jahr 2022 fort», sagte Knöppel. Der konstante Negativtrend falle deutlich höher aus als in der so genannten Freiburg-Studie angenommen: Dort war für die EKKW ein Minus von 1,3 Prozent prognostiziert worden.

«Die gemeinsame Verantwortung für unsere Landeskirche hat uns zusammengeführt»

Zum Abschluss seines letzten Berichts richtete Knöppel persönliche Worte an die Synodalen: In den vergangenen mehr als 16 Jahren im Amt des Vizepräsidenten habe er die gute Gesprächs- und Debattenkultur in der Synode geschätzt, das sei nicht selbstverständlich. Diese habe er als sehr konstruktiv, wertvoll und wertschätzend empfunden. «Uns lähmen keine Fraktionsbildungen», sagte er und ergänzte: «Mit großem Respekt nehme ich wahr, dass die gemeinsame Verantwortung für unsere Landeskirche uns hier zusammengeführt hat.» Die Synodalen antworteten mit langanhaltendem Applaus. (22.11.2022, Pressestelle)

Zum letzten Mal informierte er die Synodalen über die Finanzsituation der Landeskirche – im Dezember wird Vizepräsident Dr. Volker Knöppel in den Ruhestand treten. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Zum letzten Mal informierte er die Synodalen über die Finanzsituation der Landeskirche – im Dezember wird Vizepräsident Dr. Volker Knöppel in den Ruhestand treten. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Finanzielle Folgen der Coronakrise

Nicht nur auf die Folgen der aktuellen Energiekrise ging der Vizepräsident ein, sondern auch auf die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise. Sie habe sowohl kurz- als auch langfristige Folgen für die Kirchenfinanzen, und zwar nicht nur im Blick auf die Kirchensteuereinnahmen. Die Folgen für das Kollekten- und Spendenaufkommen aufgrund ausgefallener Gottesdienste seien ebenfalls beträchtlich. «Wir gehen von Einnahmeverlusten von über 0,5 Mio. Euro im Jahr 2022 allein im landeskirchlichen Haushalt aus», sagte Knöppel.
 
Aber auch bei den Aufwendungen hinterließ die Pandemie ihre Spuren, insbesondere im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich, wo 2020 rund 1,2 Mio. Euro weniger aufgewendet werden mussten. Die größten Einsparungen gab es bei den Reisekostenaufwendungen (- 475.000 Euro), skizzierte Knöppel. Zudem seien Kosten durch ausgefallene Großveranstaltungen reduziert worden. Deutliche Mehraufwendungen (über 0,5 Mio. Euro) habe es hingegen im Bereich der Beschaffungen gegeben, etwa für digitale Konferenzsysteme sowie für Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen. Die langfristigen Folgen der Pandemie seien noch nicht abzusehen. «Festhalten lässt sich, dass durch die Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine der Konsolidierungsdruck für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck noch früher als nach der ‚Freiburg-Studie‘ prognostiziert ausgelöst worden ist», resümierte Knöppel.

Mitgliederentwicklung: Tendenz der Vorjahre setzt sich fort

Auch auf die Mitgliederentwicklung ging der scheidende Vizepräsident ein: Im Laufe des Jahres 2021 habe die Landeskirche rund 17.600 Gemeindeglieder verloren (-2,3 Prozent). Bis einschließlich Oktober dieses Jahres waren es weitere rund 14.800. Stand 31. Oktober 2022 zählt die EKKW somit 734.757 Gemeindeglieder. Der prognostizierte Rückgang der Gemeindeglieder liegt für das Jahr 2022 bei 2,37 Prozent. «Die Tendenz der Vorjahre setzt sich für die EKKW somit leider auch im Jahr 2022 fort», sagte Knöppel. Der konstante Negativtrend falle deutlich höher aus als in der so genannten Freiburg-Studie angenommen: Dort war für die EKKW ein Minus von 1,3 Prozent prognostiziert worden.

«Die gemeinsame Verantwortung für unsere Landeskirche hat uns zusammengeführt»

Zum Abschluss seines letzten Berichts richtete Knöppel persönliche Worte an die Synodalen: In den vergangenen mehr als 16 Jahren im Amt des Vizepräsidenten habe er die gute Gesprächs- und Debattenkultur in der Synode geschätzt, das sei nicht selbstverständlich. Diese habe er als sehr konstruktiv, wertvoll und wertschätzend empfunden. «Uns lähmen keine Fraktionsbildungen», sagte er und ergänzte: «Mit großem Respekt nehme ich wahr, dass die gemeinsame Verantwortung für unsere Landeskirche uns hier zusammengeführt hat.» Die Synodalen antworteten mit langanhaltendem Applaus. (22.11.2022, Pressestelle)

Im Wortlaut:

Hier können Sie den Finanzbericht im Wortlaut herunterladen:

PDF-Dokument

Linktipp:

Das Finanzdezernat des Landeskirchenamtes hat einen eigenen Bereich zur Kirchensteuer auf ekkw.de eingerichtet. Informieren Sie sich hier:

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