Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Sep 2017

Marburg (medio/epd). Eine Tagung in Marburg beschäftigt sich von Mittwoch (27.9.) bis Freitag mit dem Thema Reformation und Bildung. «Wir versprechen uns bleibende wissenschaftliche Erkenntnisse», sagte die Präsidentin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Katharina Krause vor der Veranstaltung vor Journalisten. Schließlich verdanke auch die Marburger Uni ihre Gründung der Reformation.

Seit Luther trage der Staat die Verantwortung für Bildung, fügte Krause hinzu. Das halte sie für richtig, und das mache heute die Qualität des Bildungssystems aus. «Aber es gibt noch viel zu tun.» Der Bildungshintergrund der Eltern spiele beim Zugang zu universitärer Bildung noch immer eine wichtige Rolle. Auch sei die zweite Migranten-Generation nicht stark genug an den Universitäten vertreten.

Die Referenten der Tagung mit dem Titel «Reformation der Kirche - Reform der Bildung. Die Universität Marburg und der reformatorische Bildungsauftrag» seien ausgewiesene Experten, erklärte der Marburger Theologe und Dozent für Kirchengeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie, Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele. «Im Mittelalter war Bildung ein Elitenphänomen», sagte er. Dies habe Martin Luther ändern wollen. «Er wollte die Gläubigen befähigen, über ihren Glauben Auskunft zu geben.»

Bischof Hein: Luther entwarf Bild einer «Schule für alle»

Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, wies zu Beginn des Symposiums darauf hin, dass Martin Luther die evangelischen Fürsten in der Bildungsverantwortung für die Menschen in ihren Territorien sah. Luther entwerfe in seinen Schriften zum Thema «Bildung» das Bild einer «Schule für alle», die Grenzen von Ständen und Schichten übergreife. Mit Blick auf die heutige Bildungsdebatte betonte Hein: «Diesen Impuls gilt es aufzunehmen und in einen modernen Bildungsdiskurs einzubringen, um Tendenzen rein ökonomischer Verzweckung und Leistungsoptimierung entgegenzutreten.»

Das Erbe des reformatorischen Bildungsideales dürfe nicht nur historisch, sondern müsse auch theologisch betrachtet werden, sagte Hein in seinem Abendvortrag zum Thema «Das reformatorische Bildungsideal - damals und heute» in der Alten Aula der Alten Universität Marburg. Die Bildung habe einen konkreten weltlichen Nutzen, so der Bischof. Denn einzig der Erziehungsauftrag von Staat und Familie sich zu bilden, könne «das gottgefällige Leben und das rechte Verständnis des Evangeliums garantieren.»

Kirchenpräsident Jung: Bildung gehört zur «DNA des Protestantismus»

Dr. Dr. h. c. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, verdeutlichte, dass «Bildung schon immer zur DNA des Protestantismus gehört». Aber so klar die enge Verbindung von Reformation und Bildung auch sei, so groß seien die Herausforderungen, vor denen man im 21. Jahrhundert stehe, wenn es um religiöse Bildung gehe.

So erfolge religiöse Bildung heute kaum noch selbstverständlich im Lebenszusammenhang, da religiöse Traditionen in der Familie kaum noch weitergegeben würden. Mit Blick auf den engeren Kontext des Symposiums stellte Jung die Frage nach dem rahmengebenden Bildungsethos an Schulen und Universitäten.

Stichwort: Symposium «Reformation der Kirche - Reform der Bildung»

Im Verlauf der Tagung referieren unter anderen die Gießener Kirchenhistorikerin Prof. Dr. Athina Lexutt, der niederländische Kirchenhistoriker Prof. Dr. Herman J. Selderhuis und zum Abschluss am Freitagnachmittag der Berliner Theologe Prof. Dr. Christoph Markschies. Er spricht über «Theologische Fakultäten an staatlichen Universitäten heute». Veranstaltet wird das Symposium  gemeinsam von der Philipps-Universität, der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Veranstaltungsort ist der Landgrafensaal des Hessischen Staatsarchivs Marburg, Friedrichsplatz 15. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei. (29.09.2017)

Impressionen vom Symposium

Abendvortrag mit Bischof Hein am 27.9.2017 in der Alten Aula und Empfang der Landeskirchen im Kreuzgang der Alten Universität Marburg. (Alle Fotos: medio.tv/Socher)

Linktipp:

Das Programm des Symposium inden Sie unter:

uni-marburg.de(...)