Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Okt 2016

Erfurt (epd). Die Thüringer Landesregierung und die Kirchen im Freistaat wollen die Benachteiligung von Christen in der DDR wissenschaftlich aufarbeiten. Dazu soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe gebildet werden, beschlossen beide Seiten bei einem Treffen am Dienstag (4.10.) in Erfurt.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach von einer «kurzen aber intensiven Debatte» um die Stellung der Christen in der DDR, die dem Treffen vorausgegangen sei. Es sei schwierig, die erlittenen Schikanen zu beurteilen, da viele niemals Eingang in die Akten gefunden hätten. Dem stehe aber die unbestrittene Diskriminierung von vielen Menschen gegenüber, die beispielsweise in ihren Bildungschancen beschnitten wurden, «weil sie ihre Religion lebten». Die Aufarbeitung dieses Teils des DDR-Unrechtes stelle daher auch eine Herausforderung für die wissenschaftliche Bearbeitung dar. Konkrete Entschädigungen für erlittenes Unrecht seien zunächst nicht das Ziel der Bemühungen, sagte Ramelow.

Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, und der Bischof des Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, begrüßten die Ankündigung und stellten für die gemeinsame Arbeit auch die Nutzung kirchlicher Archive in Aussicht. Aus Sicht des katholischen Bischofs könne Thüringen auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle für den ganzen Osten Deutschlands spielen. Seine evangelische Kollegin verwies auf die Möglichkeit, den Untersuchungsauftrag auch auf die Zeit der NS-Diktatur auszuweiten.

Weitere Themen Flüchtlinge, Inklusion und Religionsunterricht

An dem traditionellen Jahresgespräch nahm neben Ministerpräsident Ramelow, Bischöfin Junkermann und Bischof Neymeyr auch der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, und weitere Vertreter der Landesregierung teil. Auf der Tagesordnung standen auch die Flüchtlings- und Asylpolitik, der Stand bei der Inklusion und die Perspektiven des Religionsunterrichtes.

Ramelow dankte den Bischöfen für das große Engagement vieler ehrenamtlicher Helfer, die sich in der Flüchtlingsarbeit einsetzten. Die Pöbeleien der «sogenannten Verteidiger des Abendlandes» bei den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden nannte er beschämend. Diese Leute hätten nicht nur den Gottesdienst gestört, sondern auch versucht, Menschen an der Teilnahme daran zu hindern.

Bischof Hein stellte bei dem Treffen die Zukunft des Religionsunterrichtes in Thüringen heraus. Er habe mit großer Freude das klare Bekenntnis der Landesregierung zu dessen Fortführung vernommen, so der Bischof. Zur Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck gehört der Kirchenkreis Schmalkalden, der im Gebiet des Freistaates Thüringen liegt. (05.10.2016)

Linktipp:

Den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden unserer Landeskirche, der auf dem Gebiet des Freistaats Thüringen liegt, finden Sie unter:

kirchenkreis-schmalkalden.de

Radio-Beitrag:

Einen Radio-Beitrag des Mitteldeutschen Rundfunks zum Jahrestreffen können Sie sich hier anhören:

mdr.de/(...)