Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Dez 2016

Neuhof-Ellers (medio/Olaf Dellit). Zwischen zwei Schichten begehen die Bergleute in der Kaligrube Neuhof-Ellers traditionell ihre Barbarafeier. Und so hieß es am Montag (5.12.) auch für die geladenen Gäste: früh aufstehen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Um 6 Uhr begann in 535 Metern Tiefe die Andacht in Namen der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute.

Die Predigt hielt in diesem Jahr Pfarrerin Anke Mölleken, unterstützt wurde sie von ihrem katholischen Kollegen Dr. Dagobert Vonderau. An die 300 Menschen versammelten sich untertage, wo es etliche Grad wärmer war als an der frostigen Oberfläche. Alle Besucher, Bergleute oder nicht, wurden mit Schutzhelm, Grubenlampe und einem Selbstretter ausgestattet. Dieses Gerät kann Menschen im Notfall für eine begrenzte Zeit mit Sauerstoff versorgen.

Mit dem Förderkorb ging es in zwei Minuten in die Tiefe, wo Bänke und ein Altar aufgestellt waren; in einer Nische stand eine Figur der Heiligen. Produktionsleiter Dr. Stefan Weber begrüßte Bergleute und die Gäste aus Gesellschaft, Kirche, Politik und aus dem Konzern – unter ihnen K+S-Vorstandsvorsitzender Norbert Steiner. Weber hielt eine kurze Rückschau auf das Jahr, in dem im Frühjahr die 175-millionste Tonne Salz aus dem Schacht gefördert worden sei.

Pfarrerin Mölleken bezog ihre Predigt auf Bibelwort «Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an.» (1. Sam 16,7). So wie im Schacht Ellers Schätze («wertvolle Mineralien, die wir alle zum Leben brauchen») lägen, so trage auch der Mensch Schätze in sich, die es zu gewinnen und ans Tageslicht zu fördern gelte – etwa die Liebe. Mölleken erinnerte daran, dass der Kali-Abbau wichtig sei, aber auch im Einklang mit der Natur geschehen möge. Pfarrer Dr. Vonderau rief die Heilige Barbara um Schutz an. Die Bergmannskapelle spielte Choräle mit eigenen Texten für den Bergbau, darunter «Nun danket alle Gott».

Zum Abschluss der Andacht erklang das Steigerlied mit seiner bekannten Eingangszeile: «Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt.» Das waren an diesem Morgen übrigens auch die meist gehörten Worte über- wie untertage: Glück auf! Mit dem traditionellen Wunsch der Bergleute endete neben dem «Amen» auch jedes Gebet.  Anschließend waren die Besucher zum Frühstück eingeladen, ebenfalls tief unter der Erdoberfläche.

Ist das nicht ein Widerspruch, wenn Protestanten eine katholische Heilige feiern? Nein, sagt Manfred Knieper, der viele Jahre lang Gemeindepfarrer in Neuhof war: «Bergleute fragen nicht nach der Konfession.»  Der Schutz der Bergleute sei immer ein wichtiges Anliegen gewesen; «da ist es egal, wie man das namhaft macht». Das Bewusstsein, einen gefährlichen Beruf auszuüben, habe die Bergleute traditionell zusammengeschweißt, über die Grenzen von Religionen hinweg. Zudem wird die Anrufung der Heiligen vom katholischen Pfarrer gesprochen. Horst Bannert, viele Jahre Bergmann sowie evangelischer Kirchenvorsteher, benutzt daher auch das Wort Schutzpatronin für Barbara, wie er erläutert. Zwar sei der Bergbau heute nicht mehr so gefährlich wie früher, sagt Pfarrer Knieper, aber: «Das Gefühl des Ausgeliefertsein, der Dunkelheit und des Lichts sind religiöse Grunderfahrungen.»

Die Barbarafeier (der Gedenktag der Heiligen ist der 4. Dezember – in diesem Jahr wurde er wegen des Sonntags am folgenden Werktag begangen) sei in Neuhof schon seit Wiederbeginn des Kalibergbaus im Jahr 1954 gefeiert worden, erzählt Knieper. Anfangs sei es eine katholische Feier gewesen, doch seit den 80er-Jahren ökumenisch mit abwechselnden Predigten, erinnert sich Knieper.

Die heilige Barbara gilt unter anderem als Schutzpatronin der Bergleute. Der Legende nach ließ sie sich gegen den Willen ihres Vaters taufen. Obwohl sie gefoltert und gedemütigt wurde, gab sie ihren Glauben nicht auf. Ihr Vater selbst soll sie enthauptet haben, woraufhin ihn der Blitz traf. Seit dem 14. Jahrhundert wurde sie in einigen Regionen mit dem Bergbau in Verbindung gebracht. Lebendig ist mancherorts der Brauch des Barbarazweiges. Ein Apfel- oder Kirschzweig wird am Barbaratag in Wasser gestellt. Wenn er zum Weihnachtfest blüht, gilt das als gutes Zeichen. (05.12.2016)

Impressionen von der Barbarafeier

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Linktipp:

Weitere Informationen zur Kaligrube Neuhof-Ellers finden Sie unter:

kali-gmbh.com/(...)