Trauerfeier mit «protokollarischen Ehrenbekundungen» für Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke in der Kasseler Martinskirche. (Foto: Andreas Fischer)

Trauerfeier mit «protokollarischen Ehrenbekundungen» für Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke in der Kasseler Martinskirche. (Foto: Andreas Fischer)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 11 Jun 2019

Kassel (medio). In der Kasseler Martinskirche nahmen am Donnerstag (13.6.) in einer offiziellen Trauerfeier das Land Hessen und die Öffentlichkeit Abschied von dem ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke.

In seiner Traueransprache äußerte Bischof Prof. Dr. Martin Hein sein Entsetzen über das Verbrechen: «Es ist ein unfassbarer Tod, der uns völlig ratlos macht.», heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. Man könne kaum ermessen, was die Hinterbliebenen in den vergangenen Tagen durchleben mussten: den Tod des Ehemanns und Vaters, die Ermittlungen, die Spekulationen und nicht zuletzt die Schmähungen und den Hass, die Walter Lübcke nach seinem Tod in machen sozialen Netzwerken entgegenschlugen. «Nicht zum Aushalten war das alles.» Umso dankbarer sei er gewesen, als von Seiten des Bundespräsidenten «angesichts dieser Widerwärtigkeit in aller Deutlichkeit Abscheu bekundet wurde». Hein bekräftigte: «Die Würde des Menschen, auch eines verstorbenen Menschen, muss unantastbar bleiben! Auch im Netz!»

Der Bischof würdigte Lübcke als «Mann des klaren Wortes, aber auch als Mann der klaren Tat». Am deutlichsten sei dies zum Ausdruck gekommen, als 2015 in großer Zahl geflüchtete Menschen nach Deutschland kamen und Aufnahmemöglichkeiten geschaffen werden mussten: «Da waren Kreativität und Initiative gefragt.» Er habe gemeinsam mit dem Regierungspräsidenten die drei nordhessischen Aufnahmeeinrichtungen besucht; dieser sei spürbar stolz darauf gewesen, «was zu schaffen war, wenn man will». Aber die offene Aggressivität, die ihm in dieser Zeit entgegengeschlagen sei, habe ihn sehr getroffen, weil er gefühlt habe, wie sehr die Menschlichkeit und ein humanes Miteinander gefährdet seien. 

Hein erinnerte daran, dass der Verstorbene evangelischer Christ gewesen sei - und auch keinen Hehl daraus gemacht habe. Lübcke habe als «sein inneres Geländer» immer wieder die Orientierung an christlichen Werten wie Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit bezeichnet. Regelmäßig habe er auch an den Eröffnungen der Synodaltagungen teilgenommen und Grußworte gesprochen, die spürbar aus dem Herzen kamen. Der Bischof machte deutlich: «Wir werden ihn vermissen, vor allem wird er Ihnen, liebe Frau Braun-Lübcke, und Ihrer Familie fehlen! Wir fühlen so sehr mit Ihnen!»

Zum Schluss seiner Traueransprache äußerte der Bischof die Hoffnung, dass sich das Verbrechen aufklären lasse, so dass nicht das Unfassbare das letzte Wort behalte: «Und wir bitten Christus, dass er uns allmählich Ruhe finden lässt und uns seinen Frieden schenkt, damit sich das erschreckende Erleben in eine bleibende Dankbarkeit wandeln kann – in Dankbarkeit für die Zeit und die Begegnungen, die uns mit Walter Lübcke geschenkt waren.» (13.06.2019)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Prof. Dr. Martin Hein im Trauerfeier für Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke am 13.06.2019 in St. Martin zu Kassel:

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