Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 15 Aug 2007

Marburg (medio/epd). Verwandte, Freunde und Wegbegleiter haben am Sonntag in einem Trauergottesdienst vom verstorbenen Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Christian Zippert, Abschied genommen. Der 1936 in Berlin geborene Zippert war am Mittwoch (15.8.) im Alter von 70 Jahren in Marburg-Michelbach nach schwerer Krankheit gestorben.

An dem Trauergottesdienst in der Marburger Elisabethkirche nahmen über 1.000 Trauergäste teil, darunter auch zahlreiche Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Ökumene. Der Abendmahlsgottesdienst, dem die Beisetzung im engeren Kreise in Marburg-Michelbach folgte, wurde von Zipperts Nachfolger, Bischof Prof. Dr. Martin Hein, sowie vom Marburger Dekan Helmut Wöllenstein geleitet.

Bischof Hein erinnerte in seiner Predigt an Zipperts «große Offenheit gegenüber den römisch-katholischen Glaubensgeschwistern». Hein nannte Zippert einen «Katholiken höherer Ordnung», denn «seine Kirche sei beileibe nicht nur die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck gewesen». In der Begegnung mit der römischen Kirche habe er stets mehr als ein konfessionelles Gegenüber gesehen, so der Bischof. Außerdem habe er den jüdisch-christlichen Dialog «leise, aber äußerst wirkungsvoll» geführt. Die Kraft für seine Arbeit habe Bischof Zippert aus dem Gottesdienst gezogen, sagte Hein. Die Präses der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kirchenrätin Ute Heinemann, würdigte den Altbischof dafür, dass er viele Menschen zur Mitwirkung in der Kirche ermutigt habe.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, nannte Bischof Zippert einen «vorbildlichen Partner im ökumenischen Umgang». Besonders geschätzt an ihm habe er «seine menschliche Wärme». Mit dem Tod von Christian Zippert habe auch die katholische Kirche «einen echten Freund und Bruder» verloren, so Lehmann.

In Hessen trauerten viele Bürger «weit über die evangelische Kirche hinaus», sagte Ministerpräsident Roland Koch. Zur Charakterisierung des Menschen Christian Zippert verwies Koch auf dessen jüngstes Buch «Hingabe und Heiterkeit», das dieser zum Elisabethjahr 2007 in Hessen verfasst hatte. «Bei der Bewahrung des Andenkens an ihn können wir uns auf diese beiden Begriffe konzentrieren», sagte der Ministerpräsident.

Landessuperintendent i. R. Dr. Gerrit Noltensmeier würdigte für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das Schaffen des Altbischofs: «Wir haben ihm viel zu verdanken.» Noltensmeier, der Mitglied des Rates der EKD ist, nannte Zippert den «Grandsigneur der evangelischen Liturgik» und zitierte den Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wolfgang Huber, der Zippert als einen «Erneuerer evangelischer Frömmigkeit und Brückenbauer zwischen den Konfessionen» benannte.

Schwerpunkte seines Lebens: Gottesdienst, Ökumene, Versöhnungsarbeit

Bischof em. Christian Zippert wurde am 30. Oktober 1936 in Berlin geboren. Nach Schulbesuch in Berlin, Madrid, Breslau und München studierte er zunächst in München Germanistik und ab 1956 Evangelische Theologie in Marburg und Göttingen. Von 1961 bis 1965 war er wissenschaftlicher Assistent an der Philipps-Universität Marburg. Nach seiner Ordination war er von 1965 an Pfarrer im Marburger Stadtteil Michelbach, von 1970 bis 1973 Pfarrer an der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg. 1969 promovierte Zippert an der Philipps-Universität über das Thema «Der Gottesdienst in der Theologie des jungen Bucers». Von 1973 bis 1980 war er Direktor des Evangelischen Predigerseminars in Hofgeismar, seit dieser Zeit zugleich Mitglied der Landessynode und des Rates der Landeskirche. Von 1980 bis 1992 war Zippert Propst des Sprengels Waldeck und Marburg. Von 1981 bis 1983 wirkte er an der Revision der Lutherübersetzung des Neuen Testamentes mit. Seit 1983 lehrte er am Fachbereich Evangelische Theologie des Philipps-Universität Marburg und wurde 1988 zum Honorarprofessor ernannt. 1992 wurde Zippert zum Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gewählt. Am 31. August 2000 trat er in den Ruhestand, den er bis zu seinem Tode am Ort seiner ersten Pfarrstelle, dem Marburger Stadtteil Michelbach, verbrachte. Zippert war nicht zuletzt durch zahlreiche Buchprojekte hervorgetreten: In diesem Jahr erschien anlässlich des 800. Geburtstages der Heiligen Elisabeth von Thüringen das Buch «Hingabe und Heiterkeit. Vom Leben und Wirken der heiligen Elisabeth».

In Zipperts Amtszeit fällt die Einführung des neuen Evangelischen Gesangbuches (1994) und der neuen Gottesdienstagende (1996) - zwei Ereignisse die er als Vorsitzender der Liturgischen Kammer der Landeskirche von 1979 bis 1996 wesentlich mitgestaltet hat. Er wirkte zudem maßgeblich am Aufbau der Partnerschaften der Landeskirche zur Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgistan mit.

Bischof em. Zippert war nach seinem Eintritt in den Ruhestand Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) für den Kontakt zu den Kommunitäten, Schwestern- und Bruderschaften. Zudem war er lange Zeit Vorsitzender der Jury des Robert-Geisendörfer-Preises (Medienpreis der Evangelischen Kirche) und arbeitete im Liturgischen Ausschuss der Evangelischen Kirche der Union (EKU) mit.

Er engagierte sich für den Wiederaufbau der evangelischen Kirche im russischen Jaroslawl, wo er auch im Ruhestand pastoralen Dienst tat; er lehrte Theologie an Hochschulen im estnischen Tallinn und im rumänischen Sibiu (Herrmannstadt) über seine Tätigkeit als Honorarprofessor an der Philipps-Universität Marburg.

Schwerpunkt seines Interesses und seiner Tätigkeit waren der Gottesdienst, die Ökumene und die Versöhnungsarbeit mit dem jüdischen Volk und den Völkern Osteuropas. Für sein Engagement wurde Bischof Zippert wiederholt geehrt: Die Stadt Marburg verlieh ihm ihre Ehrenmedaille. «Als Brückenbauer und Seelsorger zwischen den beiden Konfessionen und zu den Weltreligionen» wurde er in Fulda mit dem «Winfried-Preis» ausgezeichnet. Bischof Zippert war seit 1960 mit Ruth Zippert, geb. Kafka, verheiratet. Zippert hinterlässt neben seiner Ehefrau vier erwachsene Kinder und sechs Enkelkinder. (19.08.2007)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein im Trauergottesdienst:

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Würdigung und Anteilnahme:

Vertreter aus Kirche und Politik würdigen verstorbenen Bischof Christian Zippert.