Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 03 Nov 2006

Kassel/Leuderode (medio). Vier hölzerne Grabzeichen aus dem 18. Jahrhundert werden zur Zeit als Leihgabe der Kirchengemeinde Leuderode (Kirchenkreis Homberg) im Kasseler Museum für Sepulkralkultur ausgestellt. Die einfach gearbeiteten Eichenbretter mit Pfosten wurden durch Zufall bei einer Schadensuntersuchung zur Kirchenrestaurierung auf dem Dachboden der Leuderöder Kirche entdeckt, teilte Pfarrer Ralf Ruckert von der Kirchengemeinde mit.

Laut Gerold Eppler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum für Sepulkralkultur, sei die Fachwelt von den «Leuderöder Zeichen» begeistert.  Nicht nur die dörfliche Grabkultur um 1780 werde an den Objekten deutlich. Sie zeigten auch die Kontinuität der Verwendung des Werkstoffs Holz bei Grabmälern, der in neueren Entwürfen wieder verstärkt benutzt werde, so Eppler weiter. Deshalb seien sie als «Vorzeigeobjekte» in die  Dauerausstellung des Museums aufgenommen worden.

Dass die Zeichen, in die Namen und Sterbedaten geritzt sind, noch erhalten sind, ist einem glücklichen Zufall zu verdanken: «1789 wurde die Dorfkirche umgebaut und bekam eine neue Lehmdecke. Die Grabzeichen, die zu dieser Zeit abgeräumt wurden, hat man zur Stabilisierung zusammen mit Strohhäcksel in den Lehm eingearbeitet. Dort haben sie optimal konserviert mehr als 200 Jahre überstanden», sagte Ruckert über den Fund. «Die Grabzeichen landeten zunächst auf dem Abfall, bis ich beim Schlendern auf dem Dachboden eingeritzte Buchstaben erkannte und beim Sepulkralmuseum in Kassel um Rat fragte», so Ruckert weiter.

Ruckert gelang es sogar, die Lebensjahre der Begrabenen in den Kirchenbüchern der Gemeinde zu recherchieren: Der Kirchenälteste Johann George Mäckel (1773, 67 Jahre), Johann George Simon (1779, 4 Jahre), Anna Maria Fenner (1779, 1 Jahr), Johann Jakob Rehm (1783, 6 Monate). Besichtigt werden können die «Leuderöder Zeichen» im Museum für Sepulkralkultur in der Weinbergstraße in Kassel, Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von  10 bis 17 Uhr und mittwochs von 10 bis 20 Uhr. (23.02.2007)