Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Mär 2010

Frankfurt am Main (medio). Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise dürfen nicht auf dem Rücken ihrer Opfer ausgetragen werden. Das erklärten Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften in Hessen nach einem Spitzengespräch am 3. März in Frankfurt am Main. Um die Gesellschaft zusammenzuhalten, brauche der Sozialstaat eine starke Stimme, heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Den von der Krise betroffenen Menschen eine Stimme zu geben, sei auch Aufgabe der Kirchen und der Gewerkschaften.

Die kirchlichen Vertreter sehen in der Krise eine Chance für sozialstaatliches Bewusstsein. Der Sozialstaat sei eine kulturelle Errungenschaft und müsse geschützt werden. Die christliche Soziallehre biete dafür eine wichtige Grundlage. Aus ihr könnten Werte wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Achtung gegenüber sozial Schwächeren geschöpft werden.

Die hessischen Gewerkschaften befürchten den Angaben zufolge, dass sich die Krise in der Metall- und Elektroindustrie zu einer Strukturkrise mit Lohndeflation und mehreren Tausend Arbeitslosen allein in Hessen ausweite. Nur noch 38 Prozent der Erwerbstätigen, so der Vorsitzende des DGB Hessen, Stefan Körzell, arbeiteten in unbefristeten Vollzeitjobs, der Anteil unsicherer Beschäftigung und Leiharbeit nehme zu. Der Niedriglohnsektor wachse wie in keinem andern EU-Land, so die Bilanz. Die Opfer der Krise seien v. a. die Kinder. Bildungsarmut werde von den Eltern an die Kinder vererbt.

Einig waren sich die Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften darin, dass die aktuelle Politik der Steuersenkungen kontraproduktiv sei und Länder, Kommunen und Kirchen schwäche. Das nächste gemeinsame Treffen mit Kirchen und Gewerkschaften soll in zwei Jahren stattfinden.

Bei dem Gespräch vertraten Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt) und Bischof Martin Hein (Kassel) die evangelischen Kirchen in Hessen. Die Katholischen Bistümer wurden von Bischof Tebartz-van-Elst (Limburg), Generalvikar Dietmar Giebelmann (Mainz) und Generalvikar Gerhard Stanke repräsentiert. Für die Gewerkschaften nahmen der Vorsitzende des DGB Hessen, Stefan Körzell, sowie die Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften teil. Außerdem beteiligten sich Volker Weber (IG BCE), Jochen Nagel (GEW), Jörg Schumacher (GdP), Jörg Köhlinger (IG Metall), Martin Cox (NGG), Andreas Schäfer (Transnet) und Jürgen Bothner (ver.di). (12.03.2010)