Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Okt 2007

Kassel (epd/medio). Die Organisation «Union der Komitees der Soldatenmütter Russlands» ist mit dem Kasseler Bürgerpreis «Glas der Vernunft» ausgezeichnet worden. Generalsekretärin Valentina Melnikowa nahm den mit 10.000 Euro dotierten Preis am Sonntagabend (30.9.) in Kassel entgegen.

Der ehemalige ZDF-Korrespondent in Moskau, Dirk Sager, würdigte die Soldatenmütter in seiner Laudatio als eine «urrussische Schöpfung». Unter Michail Gorbatschow und anfangs auch noch unter Boris Jelzin habe die Organisation großen Einfluss auf die Politik gehabt. Doch seien diese Zeiten jetzt vorbei. «Die Staatsräson und die Geheimnistuerei haben wieder mehr Gewicht als das Leben von Staatsbürgern», resümierte Sager.

Jährlich würden sich immer noch rund 7.000 Menschen an die Organisation wenden und um Hilfe bitten.

Bischof Hein: Bedrohung der Menschenrechte aktiv entgegenstellen

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, rief in seiner Festrede dazu auf, sich einer Bedrohung der Menschenrechte aktiv entgegenzustellen. Durch das Grundgesetz, die Erklärung der Menschenrechte durch die UNO sowie die Europäische Menschenrechtskonvention in Kassel seien Menschenwürde und Menschenrechte zwar rechtlich gut geschützt. Gleichwohl zeichnete sich in mehrfacher Hinsicht eine Bedrohung der Menschenrechte in der Praxis ab. Hein nannte als Beispiel einen religiös begründeten Terrorismus.

Der Bischof räumte ein, dass sich auch die Kirchen bis weit ins 20. Jahrhundert schwer damit getan hätten, den demokratischen Rechtsstaat und eine pluralistische Gesellschaft als ihr ureigenes Anliegen zu verstehen. Auch der Islam, der hierzulande heimisch werde, müsse diesen Lernprozess durchmachen und praktisch einlösen, wie er es konkret mit den Menschenrechten im Sinne des Grundgesetzes halte. Hein verwies in diesem Zusammenhang auf Gespräche der evangelischen Kirche mit den Repräsentanten der wichtigsten islamischen Organisationen.

Eine weitere Herausforderung stelle die Globalisierung mit Blick auf die Menschenrechte dar. Im globalen Wettbewerb träten auch Volkswirtschaften und Staaten auf, in denen die Menschenrechte - wenn überhaupt - nur von nachgeordneter Bedeutung seien. Man müsse sich vom Optimismus verabschieden, dass ökonomische Freiheit unweigerlich zu politischer Freiheit führe. In diesem Zusammenhang warnte Hein davor, Ländern wie Russland und China mit einer Haltung «vorauseilender Rücksichtnahme» zu begegnen. Die westliche Staatengemeinschaft müsse achtsam bleiben, dass sie ihren Prinzipien tatsächlich selber folge. Anderenfalls verliere sie an Glaubwürdigkeit.

«Die Menschenwürde ist jeder einzelnen Phase des Lebens zu eigen, sie ist unverfügbar und normativ unantastbar», sagte Hein. Was unter dem Begriff Klonen, Präimplantationsdiagnostik oder Euthanasie als Zuwachs an Humanität gepriesen werde, seien oft nur bequeme ökonomische Lösungen. «Die Menschenwürde wird ökonomischen Kriterien unterworfen und damit angetastet», kritisierte Hein. Der Mensch sei nach christlicher Auffassung nach dem Bild Gottes geschaffen und habe damit ein jeglicher Verfügung entzogenes Lebensrecht.

Der Bürgerpreis «Glas der Vernunft» ist erstmals in seiner 17-jährigen Geschichte an eine Organisation und nicht an eine Einzelperson vergeben worden. Der Preis wird ausschließlich durch private Spenden finanziert und soll Menschen auszeichnen, die sich in besonderer Weise um die Leitsätze der Aufklärung wie Überwindung ideologischer Schranken, Vernunft und Toleranz verdient gemacht haben. (01.10.2007)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Festrede von Bischof Hein im Wortlaut:

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Linktipp:

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

glas-der-vernunft.de