Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 25 Mai 2009

Bremen (epd). Nach Meinung des Kasseler Bischofs Martin Hein dürfen Unterschiede zwischen Muslimen und Christen im Dialog nicht verharmlost werden. Der Streit um den Hessischen Kulturpreis habe wieder einmal gezeigt, wie schwierig die Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Religion sei, sagte Hein am Freitag in einer Bibelarbeit beim 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen. Manches, was in dem Konflikt um die vorerst gescheiterte Preisverleihung an den muslimischen Publizisten Navid Kermani geäußert wurde, wäre besser ungesagt geblieben, urteilte er.

«Der Weg aufeinander zu ist ein steiniger, holpriger Weg und keine Rennstrecke», betonte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck bei der Bibelarbeit, die er gemeinsam mit der islamischen Theologin Hamideh Mohagheghi aus Hannover hielt. Mohagheghi rief zum gegenseitigen Respekt und Verständnis «trotz oder gerade wegen der Unterschiede» auf. Sie äußerte Zweifel, ob die Verantwortlichen für die Preisverleihung ihrer Verantwortung gerecht geworden seien, zumal Kermani von der Absage des Preises nur über die Medien erfahren habe. Nach ihrer Ansicht handelt die Geschichte vom barmherzigen Samariter, die Grundlage der Bibelarbeit war, auch davon, «nicht dazu beizutragen, dass jemand auf der Straße liegt».

Hein: «Auf Nächstenliebe gibt es keinen Monopolanspruch»

Bischof Hein hob in seiner Auslegung des biblischen Gleichnisses die Nächstenliebe als wichtiges gemeinsames Thema von Muslimen und Christen hervor. Jesus habe die Figur des Samariters, eines Außenseiters, als Beispiel gewählt. Heute könnte er einen Muslim oder eine Muslima zum Vorbild nehmen, sagte Hein. «Und wir Christen müssten erkennen: Auf Nächstenliebe gibt es keinen Monopolanspruch.» Mit einem Zitat aus dem offenen Brief von 138 islamischen Gelehrten an den Papst und die Christen belegte Hein, dass der Islam das Gebot des Friedens und der Liebe kenne. Auch das Gebot der Gottesliebe verbinde Muslime und Christen, sagte er und warnte vor Ausgrenzung, falschem Eifer und Rechthaberei. Gemeinsam seien Muslime und Christen gefragt, der Gesellschaft «eine menschliche Gestalt zu geben und jene besonders wahrzunehmen, die an den Rand gedrängt oder unter die Räder geraten sind».