Veränderungen bei der Ausbildungshilfe

Kassel (medio). Ein Hilferuf hat die Mitglieder der Ausbildungshilfe per Post erreicht: Dem Verein der Landeskirche fehlen in diesem Jahr noch 100.000 Euro, um die Partner so zu unterstützen, wie es ihnen zugesagt wurde. Wie es der Name sagt, hilft der Verein jungen Leuten bei einer Ausbildung, aktiv ist er unter anderem in Indien, Indonesien, Südafrika und weiteren afrikanischen Ländern sowie in Kirgisien. 

«Es ist eine sehr kontinuierliche Arbeit», beschreibt Pfarrerin Anke Zimmermann, Vorsitzende der Ausbildungshilfe, das Konzept. Über Partner, darunter Hochschulen und Ausbildungszentren, werden junge Menschen auf ihrem Lebensweg gefördert. Es sind also Projekte, die einer langfristigen Finanzierung bedürfen. Wobei auch hier Corona zugeschlagen hat. So seien in einigen Ländern Essenspakete verteilt worden, eigentlich keine Aufgabe der Ausbildungshilfe. Die Pandemie wirkte sich auch auf die Einnahmen aus. Traditionell wird die Kollekte der Konfirmationsgottesdienste in Kurhessen-Waldeck der Ausbildungshilfe gespendet. Doch wegen Corona fielen Konfirmationen aus, wurden verschoben oder kleiner gefeiert.

Zudem gab es Katastrophen, die das mediale Geschehen stark bestimmten. «Das Ahrtal und die Ukraine waren sehr nah», sagt Zimmermann. So seien viele Spenden an die Betroffenen der Flut und des Krieges geflossen. Vielleicht war das für manche ein Grund, der Ausbildungshilfe etwas weniger zu spenden.

Außerdem hat möglicherweise eine Veränderung bei der Ausbildungshilfe selbst für Unsicherheit gesorgt, vermutet Zimmermann. Die Ausbildungshilfe, die es seit mehr als 60 Jahren gibt, soll nämlich bald kein Verein mehr sein. Hintergrund ist eine Regelung, nach der auch Vereine umsatzsteuerpflichtig werden, erläutert Zimmermann. Deswegen soll die Ausbildungshilfe in eine Einrichtung der Landeskirche umgewandelt, der Verein als solcher aufgelöst werden. Tatsächlich aber werde sich nicht viel ändern, betont Zimmermann. Statt eines Vorstandes werde es einen Beirat geben, ein Förderkreis werde gegründet und solle sich einmal jährlich treffen – ähnlich wie derzeit die Jahreshauptversammlung des Vereins.

Pfarrer Armin Beck leitet zukünftig die Ausbildungshilfe

Wie bisher wird die Landeskirche eine 15-Stunden-Sekretariatsstelle und eine Pfarrstelle für die Ausbildungshilfe finanzieren. Diese war nach dem Weggang von Bernd Kappes längere Zeit nicht besetzt, jetzt wird Pfarrer Armin Beck neuer Leiter. Der 59-Jährige war Gemeindepfarrer in Berndorf bei Korbach und an der Jakobuskirche in Kassel, seit 2004 ist er im Landeskirchenamt im Referat Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste tätig. 

Ehrenamtlich engagiert Beck sich seit Jahren im Verein Alpha Deutschland, der Glaubenskurse anbietet und sich fast ausschließlich durch Spenden finanziert. Der Verein, sagt Beck, sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen und beschäftige mittlerweile 17 Mitarbeitende. Die Erfahrung, die er dort mit Fundraising – neudeutsch für Spendensammeln – gemacht habe, werde ihm bei der neuen Aufgabe helfen. Bei Alpha habe er zudem bereits in internationalen Kontexten gearbeitet, sagt Beck. Er lobt die hohe Identifikation der Ausbildungshilfe-Mitglieder mit deren «segensreichen» Arbeit. 

Entwicklungshilfe geht nur über Bildung

Inhaltlich werde die Ausrichtung der Hilfsorganisation bleiben wie bisher, sagt Vorsitzende Zimmermann: «Entwicklungshilfe geht nur über Bildung.» Denn diese ermögliche es den Menschen, die gefördert werden, später auf eigenen Beinen zu stehen und für ihre Familien zu sorgen. «Education is the key» (Bildung ist der Schlüssel), hat sich die Ausbildungshilfe zum Motto gewählt. Dieser Schlüssel passt nach wie vor, um die Tür zu einer besseren Zukunft aufzuschließen. (06.09.2022)

Text: Olaf Dellit