Engagierte aus den fünf Baunataler Kirchengemeinden sprachen über den laufenden Kooperations- und Fusionsprozess und loteten weitere Schritte für die Zukunft ihrer Kirche in Baunatal aus. (Fotos: medio.tv/Schauderna)

Engagierte aus den fünf Baunataler Kirchengemeinden sprachen über den laufenden Kooperations- und Fusionsprozess und loteten weitere Schritte für die Zukunft ihrer Kirche in Baunatal aus. (Fotos: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Sep 2023

75 Haupt- und Ehrenamtliche, darunter Kirchenvorstände, Gruppenleiterinnen, Pfarrer und Engagierte wagten am Samstag (16.9.) einen Blick in die Zukunft der evangelischen Kirche in Baunatal. Im Stadtteilzentrum am Baunsberg entwickelten sie Ideen, wie ihre Kirche im Jahr 2030 sein soll und merkten, dass Zusammenwachsen eine große Chance für den Reformprozess sein kann. Unsere Autorin Anne-Kathrin Stöber war mit dabei.

Baunatal. Valentina Wiedmer ist eine der ersten, die im Stadtteilzentrum am Baunsberg eintreffen. Samstagmorgen, halb neun, es duftet nach frischen Waffeln und Kaffee, und an der Eingangstür werden Namensschildchen verteilt und angesteckt: Wer hier mitmacht, hat sich angemeldet und ist in irgendeiner Weise in einer der fünf Baunataler Kirchengemeinden tätig. Als Haupt- oder Ehrenamtliche, als Kirchenvorstand, Gruppenleiterin, Engagierte. In Valentina Wiedmers Fall: als Chorleiterin. Sie singt einmal wöchentlich mit den Russlanddeutschen und leitet auch ein Kaffeekränzchen. 

Was treibt sie her, zum «Aktiventreffen»? - an dem laut Ankündigung «ein Blick in die Zukunft der Evangelischen Kirche in Baunatal» getroffen werden soll, ins Jahr 2030 nämlich.

Valentina Wiedmer ist Chorleiterin. Sie singt einmal wöchentlich mit den Russlanddeutschen und leitet auch ein Kaffeekränzchen. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Valentina Wiedmer ist Chorleiterin. Sie singt einmal wöchentlich mit den Russlanddeutschen und leitet auch ein Kaffeekränzchen. (Foto: medio.tv/Schauderna)

«Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit der Kirche», sagt Seniorin Valentina Wiedmer. Ihr ist es wichtig, dass sich hier die Menschen umeinander kümmern – also kümmert sie sich mit darum, wie das in Zukunft organisiert werden kann.

Und das ist auch das Interesse der rund 75 Menschen, die das heute diskutieren wollen. Dabei sollen sie, so animiert sie begrüßend Pfarrer Gerd Bechtel als Einladender, «positive Visionen» entstehen lassen im seit einem Jahr andauernden Kooperations- und Fusionsprozess, den eine Steuerungsgruppe begleitet. Eine, wie Jugendleiter Jan Krämer dann ausführt, vielleicht «unlösbare Aufgabe», angesichts der unterschiedlichen Kulturen den fünf Gemeinden Altenbauna, Baunatal-Mitte, Großenritte-Altenritte, Kirchbauna und Hertingshausen sowie Rengershausen-Guntershausen. Wie könnten die zu einer Evangelischen Gemeinde Bauntatal zusammenwachsen? 

Aber statt sich von zu großen und konkreten Problemen erdrücken zu lassen, gehen die Freiwilligen frisch ans Werk. Nachdem Bürgermeisterin Manuela Strube sie solidarisch begrüßt hat mit den Worten, «wir sitzen alle in einem Boot» und dem Wunsch, nicht so sehr auf die Gebäude, vielmehr auf Inhalte und Schnittmengen Wert zu legen und sich ein Beispiel an der jüngeren Generation zu nehmen, die schon in vielen Feldern gemeinsam agiere, wird erst einmal abgefragt: Womit wären Sie beschäftigt, wenn sie uns nicht den heutigen Vormittag schenken würden? Man wuselt durch den großen Raum und sortiert sich unter Schildern wie «Ausschlafen», «Sport» oder «Haushalt und Einkaufen». Ganz klar: Jeder und jede hätte heute auch gut etwas anderes vorgehabt, aber allen ist ihre Kirche zu wichtig, um sich nicht einzumischen. 

Zögerlich oder zunächst ratlos, mutig und selbstbewusst, aber auch fragend starten die Aktiven in die nächste Fragerunde: «Welche neuen Orte der Begegnung gilt es zu entdecken und zu nutzen?» oder auch «In welchen Handlungsfeldern braucht es die Steuerung von Hauptamtlichen»? Unter der schmissigen Moderation von Karin Beate Elbrechter und Thomas Rebenstock kommen vielfältige Vorschläge; sei es, dass Sporthallen und Außengelände genutzt werden könnten, Gottesdienste zusammengelegt und Medien wie Instagram genutzt werden sollten; sei es, dass Hauptamtliche als «Schnittstelle», zur Seelsorge und als Impulsgeber unentbehrlich scheinen; sei es, dass ein Thema Dreh- und Angelpunkt für gelingende Prozesse ist: Kommunikation.

Hanna Schürmann arbeitet ehrenamtlich in der Jugendarbeit mit. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Hanna Schürmann arbeitet ehrenamtlich in der Jugendarbeit mit. (Foto: medio.tv/Schauderna)

«Mitmachen» ist das Stichwort, das die Ehrenamtliche Hanna Schürmann, 23, erwähnt. Warum nicht die Boomer zum Jugendgottesdienst einladen? Überhaupt sei es für die evangelischen Jugendlichen in Baunatal längst Gewohnheit geworden, sich als «eine Jugend» zu begreifen; die Konfirmandenfreizeiten finden seit zwei Jahren gemeinsam satt – ein Erfolgsmodell. Klar, «in den älteren Köpfen» seien die Gemeinden noch segmentiert, dafür hat sie Verständnis. Aber sie empfiehlt: «Wir müssen Verbindungen herstellen. Das Zusammenwachsen ist eine große Chance für den Reformprozess; wir gehören doch zusammen!»

Ebenso positiv wertet Gerd Bechtel das bereits Erreichte: gemeinsamer Gemeindebrief, Kirchenbezirkschor, Tauffest, Konfi-Arbeit, Jugend-Ferienangebote – das alles läuft längst. Noch seien viele Fragen offen, aber klar, dass es eine Identität geben solle, einen gemeinsamen Kirchenvorstand, und dass bis zur nächsten Kirchenvorstandswahl ein Beschluss darüber gefasst werden muss. 

Und so ging es in die letzte Runde, nach der sich die Engagierten schließlich mit Pizza stärken konnten. Was werden wir im Jahr 2030 rückblickend als positiv erlebt haben? So lautete die Aufgabe, die kreativ angegangen wurde. Einen Baunataler Kirchentag! Dieser Gedanke wurde gleich in mehreren Arbeitsgruppen geäußert. Kräfte bündeln, Aufwand reduzieren, gemeinsam feiern – so etwa ließe sich der Wunsch zusammenfassen. Fazit Bechtel: «Ziel erreicht. Wir gucken positiv in die Zukunft!» Wie all die Ideen umzusetzen sind, bleibt als Arbeit für die Steuerungsgruppe, aber erstmal ist festzustellen: Viel Lust auf Gemeinsames.

Mario Umbach engagiert sich im Kirchenvorstand in Altenbauna. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Mario Umbach engagiert sich im Kirchenvorstand in Altenbauna. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Mario Umbach, seit 2001 Kirchenvorsteher aus Altenbauna, hört aus den dörflichen Gemeinden durchaus Bedenken, man werde abgehängt. Dem gelte es entgegenzuwirken. «Wir sollten Ortsbeiräte bestehen lassen.» Aber heute vernehme er vor allem «positive Stimmung» und «Lust auf Zusammenschluss». (20.09.2023)

Reformprozess:

Viele weitere Informationen zum laufenden Reformprozess in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck finden sich unter www.ekkw.de/reformprozess