Dominierende Themen der ÖRK-Vollversammlung waren der weltweite Klimawandel und der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Zudem wurde die Forderung nach Frauen in geistlichen Führungspositionen laut. (Foto: Albin Hillert/WCC)

Dominierende Themen der ÖRK-Vollversammlung waren der weltweite Klimawandel und der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Zudem wurde die Forderung nach Frauen in geistlichen Führungspositionen laut. (Foto: Albin Hillert/WCC)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Sep 2022

Karlsruhe (medio). Am Donnerstag (8.9.) ist die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen mit einem gemeinsamen Abschlussgottesdienst zu Ende gegangen. Vom 31. August bis 8. September 2022 waren rund 4.000 internationale Gäste aus den 352 Mitgliedskirchen des ÖRK zu Gast in Karlsruhe, um unter dem Motto «Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt» gemeinsam darüber nachzudenken, welchen Beitrag die Kirchen für eine friedliche und geeinte Gesellschaft einbringen können und welche Rolle sie für das gesellschaftliche Miteinander haben. Inhaltlich dominierten Themen wie der weltweite Klimawandel und der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Vollversammlung. Zudem wurde die Forderung nach Frauen in geistlichen Führungspositionen laut.

Bischöfin Hofmann traf auf Partner und Freunde der Landeskirche

An der Vollversammlung nahm am 4. und 5. September Bischöfin Dr. Beate Hofmann teil. Dabei traf sie auch auf Delegationen von Partnerkirchen und befreundeten Kirchen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. 

Ganz ungeplant kam es zu einem Zusammentreffen mit Bischof Reinhart Guib, Elfriede Dörr und Adriana Florea von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien. Erst im vergangen April war die Bischöfin in Siebenbürgen, um die Partnerschaft zu bekräftigen. Seit November 2021 gibt es einen Partnerschaftsvertrag - die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien arbeiten in den Bereichen theologische Lehre und Forschung, in diakonisch-sozialen Bereichen und bei gesamtkirchlichen Aufgaben und gesellschaftlichen Fragen zusammen. 

Treffen mit der Delegation der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien (Foto: privat)

Treffen mit der Delegation der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien (Foto: privat)

Außerdem traf Bischöfin Hofmann mit Isaak Barakat, Metropolit der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa, sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern der syrisch-orthodoxen Delegation zusammen. Aus Kurhessen-Waldeck mit dabei: Der Hanauer Dekan Dr. Martin Lückhoff, Vorsitzender des Ausschusses, der die Kirchenfreundschaft begleitet. Die auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland einmalige Kirchenfreundschaft reicht zurück in die frühen 1990er-Jahre. Mehrmals reisten Delegationen der Landeskirche in den Libanon und nach Syrien, Gäste aus der antiochenischen Kirche kamen nach Kurhessen. Am Rande der Vollversammlung standen nun Wiedersehensfreude, Austausch und Perspektiven – unter anderem auf den Umgang mit Israel – im Vordergrund. Im kommenden Frühjahr ist ein weiteres Treffen geplant.

Bischöfin Dr. Hofmann und Dekan Dr. Lückhoff (2. Reihe links) mit den Gästen aus der antiochenischen Kirche. (Foto: privat)

Bischöfin Dr. Hofmann und Dekan Dr. Lückhoff (2. Reihe links) mit den Gästen aus der antiochenischen Kirche. (Foto: privat)

EKD-Ratsvorsitzende zu Krieg und Klimawandel: Stimme von unmittelbar Betroffenen hat besonderes Gewicht

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, hob den ökumenischen Charakter der Veranstaltung hervor: «Die Vielfalt wie auch die geistliche Verbundenheit der weltweiten Christenheit waren mit allen Sinnen zu spüren und zu erleben. Ein Fest allein für die Augen: Kollarhemd, Soutane, Lutherrock, orthodoxe Kopfbedeckung, dazu ein buchstäblich glanzvolles Spektrum geistlicher Insignien aus mehr als 350 Kirchen – ein wunderbar buntes Bild der weltweiten Christenheit. Die Stadt Karlsruhe und die badische Landeskirche waren großartige Gastgeber. Im Herzen Europas und in der «Hauptstadt des Rechts» hatte dieser Ort auch eine symbolische Kraft.» 

Besonders wichtig sei für sie die Lern-Erfahrung, dass Menschen auf ein und dasselbe Phänomen aufgrund ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer konfessionellen Prägung und Tradition völlig unterschiedlich blicken und dieselben Worte völlig unterschiedlich hören: «Gerade die Stimme von unmittelbar Betroffenen hat ein besonderes Gewicht – das gilt für den Krieg in der Ukraine ebenso wie für die Konflikte im Nahen Osten, das gilt für den Klimawandel und viele andere aktuelle Themen. Meine eigene Sicht ist in vielen Fällen ein Blick von außen, das dürfen wir nie vergessen.» Für die Zukunft wünscht sich die Ratsvorsitzende, «dass von dieser Vollversammlung starke Impulse und hoffnungsvolle Signale ausgehen in die weltweite Christenheit, für die Arbeit des ÖRK und mitten hinein in eine Welt, die voller Konflikte und tiefgreifender Krisen ist.»

Sechs Deutsche im ÖRK-Zentralausschuss

Bei der Tagung wurden aus der teilnehmenden deutschen Delegation fünf Personen in den Zenralausschuss des ÖRK gewählt: Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber (Hannover), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), Lydia Mirjam Fellmann von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sowie Megan Louis Schuster und Lubina Mahling, beide von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Als weiterer Deutscher bestätigt wurde Fernando Enns aus Hamburg von der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland.

Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm wurde zudem zum Vorsitzenden des ÖRK-Zentralausschusses gewählt. Der frühere EKD-Ratsvorsitzende folgt damit Agnes Aboum von der Anglikanischen Kirche von Kenia. Bedford-Strohm ist der erste Deutsche in dieser Funktion.

Der Zentralausschuss besteht aus insgesamt 150 Mitgliedern und bildet zwischen den etwa alle acht Jahre tagenden Vollversammlungen das höchste ÖRK-Leitungsgremium. Er führt die von der Vollversammlung angenommenen Richtlinien aus, prüft und überwacht die Programme und beschließt den ÖRK-Haushalt. (08.09.2022)

Linktipp:

Den Ökumenischen Rat der Kirchen finden Sie im Internet unter:

oikoumene.org

Linktipp:

Sonderseite der EKD zur ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe:

ekd.de/((...)