Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Mär 2019

Frankfurt am Main/Oestrich-Winkel (medio). «7 Wochen Ohne» ist die bundesweite jährliche Fastenaktion der evangelischen Kirchen zwischen Aschermittwoch (6. März) und Ostern (21. April). In der Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern und die Botschaft von der Auferstehung vor. Die vor mehr als 30 Jahren gegründete Aktion «7 Wochen Ohne» stellt dieses Mal die Begriffe Wahrheit und Lüge in den Mittelpunkt.

Nicht zu lügen fällt meistens gar nicht so leicht. Umfragen zufolge lügt die Mehrheit der Deutschen täglich. Viele finden das auch in Ordnung - sei es, um Freunde aufzumuntern oder um Engagement am Arbeitsplatz vorzutäuschen, heißt es auf der Website zur Aktion. Was alles unter den Begriff Wahrheit falle, sei gar nicht so einfach zu klären, gibt dort Rochus Leonhardt, Professor für Systematische Theologie an der Universität Leipzig, zu bedenken: «Menschen schulden sich in bestimmten Situationen Wahrhaftigkeit, aber sie müssen nicht ihr Innerstes nach außen kehren. Nicht jeder hat das Recht zu wissen, was ich denke. Bereits im Mittelalter sei genau zwischen den verschiedenen Formen der Lüge unterschieden worden - zwischen Scherzlügen, Nutzlügen und Schadenslügen», sagt Leonhardt. Und auch Martin Luther habe Lügen zwar als ethisches Problem erkannt, er habe sie aber bis zu einem bestimmten Grad gerechtfertigt, heißt es weiter. In manchen Situationen könnten sie geradezu ein «Liebesdienst» sein, so der Reformator.

Appell für mehr Ehrlichkeit im Netz im Eröffnungsgottesdienst

Zu mehr Ehrlichkeit im Internet hat die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler aufgerufen. «Wir befinden uns in einer Welt, in der die Lüge pathologisch gelebt wird», sagte Breit-Keßler am Sonntag (10. März) im zentralen Eröffnungsgottesdienst der bundesweiten evangelischen Fastenaktion «7 Wochen Ohne» in Oestrich-Winkel im Rheingau-Taunus-Kreis. In sozialen Netzwerken «tummeln sich mental asoziale Menschen, die andere vernichtend attackieren», fügte sie hinzu. Es zähle nur noch die «eigene, empfundene Meinung, das eigene Bild von sich und anderen - unabhängig von jeder Realität».

Die Unstimmigkeit zwischen den eigenen Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen und der Realität sei oft groß, erklärte Breit-Keßler: «Dann belügen sich Menschen, damit sie dem, was sie schmerzt, ausweichen können.» Auf Dauer werde niemand damit glücklich, wenn er sich selbst in die Tasche lüge.

Begleitmaterial und Fastengruppen

Die Aktion «7 Wochen ohne» lädt dazu ein, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst zu erleben und zu gestalten und will zum «Fasten im Kopf» einladen. Sieben Wochen lang sollen die Alltagsroutinen hinterfragt und neue Perspektiven gesucht werden. Traditionell greifen viele Kirchengemeinden das aktuelle Thema von «7 Wochen Ohne» auf und gründen Fastengruppen. Ein Kalender, ein Begleitbuch und Fastenmails bieten Anregungen für eine intensive Beschäftigung mit dem Thema. Koordiniert wird die Aktion von einem Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main. (19.03.2019)

Internetradio:

Wie halten es die Hessen mit dem Lügen? Unsere Radioredaktion hat sich auf der Straße umgehört:

Linktipp:

Die Internetseite zur Aktion «7 Wochen Ohne» finden Sie unter:

7wochenohne.evangelisch.de

Video-Tipp:

«Engel fragt» heißt die Sendereihe im hr-fernsehen, die sich mit Themen rund um Ethik und Religionen beschäftigt. Gemeinsam mit einem Kamerateam begibt sich hr-Moderator Philipp Engel auf die Suche nach Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit. Diesmal geht es um die Frage «Fasten, was bringt mir das?»:

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