Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 19 Nov 2009

Kassel (medio). «Zählt in dieser Gesellschaft nur noch das Geld?» – «Was tun, wenn der eigene Arbeitsplatz gefährdet ist?» – Zwei von zahlreichen Fragen, denen sich der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, am Donnerstagabend (19.11.) im «Bischofschat» auf http://www.busstag.de/ stellte. Im Gespräch mit ca. 40 Chattern zeigte der Bischof große Anteilnahme mit den Problemen der Teilnehmer: Er habe den Eindruck, dass sehr oft über die Köpfe vieler hinweg entschieden werde, so Hein, und er fügte hinzu: «Ich finde es schrecklich, dass es so ist.» Zugleich bot er den Betroffenen an, sich noch einmal persönlich um ihre Anliegen zu kümmern.

Aber auch der Bischof selbst wurde im Chat nach seinen persönlichen Werten befragt: «Kann man sich als Bischof auch Schwäche leisten?» fragten gleich zwei Teilnehmer. Bischof Hein entgegnete: «Es ist schwierig. Die einen erwarten von mir, dass ich nicht übermächtig bin, die anderen wiederum hätten gerne, dass ich als Bischof alle Probleme löse.» Schwer falle es ihm, auf Erwartungen zu reagieren, die er nicht erfüllen könne, so der Bischof.

Tod von Robert Enke: Kritik an den Medien

Angesichts des Todes von Robert Enke kritisierten die Chatter die Berichterstattung in den Medien. «Schrecklich, was die Medien aus dem Tod Enkes gemacht haben», meinte «Schmiddi» und «Nils» kommentierte «Alles wird tot geredet». Bischof Hein antwortete: «Enke ist ins übermenschliche gehoben worden, das wird ihm, glaube ich, nicht gerecht».

Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die große Angst zu versagen und warnte vor voreiligen Analysen: Niemand kann letztlich die Beweggründe eines Menschen verstehen, der sich endgültig von uns verabschiedet», so Bischof Hein. Auf die Frage eines Chatters, ob denn Selbsttötung eine Sünde sein, sagte Hein: «Nein, aber sie ist auch keine Lösung».

«Mit Studierenden an den Hochschulen solidarisch»

Solidarisch zeigte sich Hein im Chat mit den Studierenden, die zurzeit an den Hochschulen protestieren. «Ich bin jede Woche an der Universität», sagte Hein, «und ich erlebe, wie beengt die Verhältnisse sind. Ich kann vollkommen verstehen, dass die Studenten zurzeit protestieren, sie haben meine Solidarität.» Auf Nachfrage erläuterte er auch, wie er seine Solidarität ausdrückt: «Ich nutze die politischen Kontakte, um auf die Missstände hinzuweisen,» versicherte der Bischof.

Erfolgreiche Kampagne zum Buß und Bettag

Der Chat bildete den Abschluss der diesjährigen Buß und Bettagskampagne unter dem Motto: «Was zählt noch?». Mit Gottesdiensten, Zeitungsanzeigen und dem Internetangebot auf www.busstag.de hatte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ein Zeichen zur Selbstbesinnung gesetzt. Der Erfolg der Kampagne übertraf in diesem Jahr die Erwartungen der Veranstalter. So riefen die Internetnutzer binnen weniger Tage mehr als 80.000 mal die Seiten der Kampagne auf, zahlreiche Menschen trugen sich in die Gebetsforen ein, über 500 Menschen beantworteten im interaktiven Bereich die Frage «Was zählt für Dich?» - «Wir haben mit der Frage nach den persönlichen Werten und Überzeugungen in diesem Jahr eine Frage gestellt, die viele Menschen beschäftigt», sagte Pfarrer Christian Fischer, Internetbeauftragter der EKKW, nach dem Chat. Die Resonanz zeige, dass viele Menschen sehr gut wissen, für welche Werte sie sich einsetzen wollen und die Kirche der richtige Raum sei, darüber ins Gespräch zu kommen. (19.11.2009)

Lesen Sie hier die Kanzelabkündigung von Bischof Martin Hein zum Buß- und Bettag 2009:

PDF-Dokument

Linktipp:

Alles über den Buß- und Bettag 2009 unter:

busstag.de/09