Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Feb 2011

Genf/Kassel (epd). Der Weltkirchenrat dringt auf einen besseren Schutz der Christen im Nahen und Mittleren Osten vor Gewalt und Verfolgung. Blutige Attacken gegen Christen wie jüngst im Irak und Ägypten dürften sich nicht wiederholen, hieß es am Dienstag (22.2.) in Genf zum Abschluss der Sitzung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Der rund 560 Millionen Christen weltweit repräsentierende Kirchenbund forderte zudem ein sofortiges Ende der Gewalt in Libyen. Der Konflikt müsse gewaltfrei, gerecht und im Dialog gelöst werden.

Die 150 Mitglieder des ÖRK-Leitungsorgans warnten zudem, dass christliche Kirchen in der Region wie im Irak immer mehr Mitglieder verlören. Viele irakische Christen befinden sich auf der Flucht vor der Gewalt in ihrer Heimat. Dieser Trend sei besonders zu bedauern, da das Christentum seinen Ursprung in der Region habe.

Bischof Hein: Bedrängte Christen wollen im Irak ausharren

Die bedrängten Christen im Irak wollen in dem Land weiter ausharren. Das hätten ihm Vertreter der irakischen Delegation während der Zentralausschusstagung versichert, erklärte Bischof Prof. Dr. Martin Hein am Freitag (25.2.) in Kassel nach seiner Rückkehr von dem Treffen in Genf. Hein ist Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und EKD-Delegierter im Zentralausschuss des ÖRK.

Insgesamt sei die Situation der Christen in islamisch geprägten Ländern in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, sagte der Bischof. Die irakische Delegation habe berichtet, dass schätzungsweise rund eine Million Christen aus dem Land geflohen seien, die meisten davon nach Syrien. Obwohl historisch völlig unzutreffend, würden Christen in dem Land sehr stark mit den USA identifiziert, sagte Hein. Dies erschwere die Lage der Kirchen zusätzlich.

In Ägypten, wo der Bevölkerungsanteil der christlichen Kopten bei zehn Prozent liege, stelle sich die Situation anders dar, befand Hein. Zwar gebe es dort keine organisierte Verfolgung, doch seien die Christen verunsichert, in welche Richtung sich das Land nach dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak bewege. Der koptische Papst Shenouda III. habe stark auf Mubarak gesetzt, nun stehe man vor einer neuen Situation. Der Weltkirchenrat habe aber deutlich gemacht, dass er die Volksbewegung, die zum Sturz Mubaraks führte, unterstütze.

ÖRK-Vollversammlung 2013 in Südkorea stellt Gerechtigkeit und Frieden in den Mittelpunkt

In den Mittelpunkt seiner nächsten Vollversammlung 2013 im südkoreanischen Busan will der Weltkirchenrat die Themen Gerechtigkeit und Frieden rücken. Das Thema der Versammlung der rund 350 Mitgliedskirchen laute «Gott des Lebens, führe uns zu Gerechtigkeit und Frieden», sagte der ÖRK-Generalsekretär, der Norweger Olav Fykse Tveit. Zudem führte der Zentralausschuss auf seiner Tagung in Genf die Debatte über eine Reform seiner Arbeit fort. Konkrete Abstimmungen fanden nicht statt. Entscheidungen könnten auf der nächsten Sitzung des Zentralausschusses 2012 fallen, hieß es. Das Leitungsgremium des Weltkirchenrates verabschiedete zudem Erklärungen zur Gewalt in Kolumbien, zum Recht auf Wasser und sanitären Einrichtungen, zur Urbevölkerung in Australien, zu Migranten und zu Aids.

Gleichzeitig verabschiedete der Zentralausschuss einen «Ökumenischen Appell für einen gerechten Frieden». Der Text soll die Grundlage für die Internationale ökumenische Friedenskonvokation im Mai in Kingston, Jamaika, sein. Die ÖRK-Mitgliedskirchen sollen den Text in den kommenden Wochen prüfen und bewerten. Der Kongress in Kingston folgt auf die Dekade zur Überwindung von Gewalt des ÖRK. Rund tausend Delegierte wollen über Wege zum Frieden beraten.

Dem Weltkirchenrat gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch seit Ende der 1960er Jahre in wichtigen Gremien wie der «Kommission für Glauben und Kirchenverfassung» mit. (25.02.2011)

Linktipp:

Den Ökumenischen Rat der Kirchen finden Sie im Internet unter:

www.oikoumene.org