Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 21 Apr 2011

Kassel (medio). Es war ein nachdenklicher und mitfühlender Bischof, den die Chatterinnen und Chatter am Dienstagabend im Bischofschat auf der landeskirchlichen Internetseite ekkw.de erlebten. Über eine Stunde beantwortete Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, die Fragen der Internetgemeinde, bei denen sich diesmal alles um miterlebtes oder erlittenes Leid drehte. Gleich zu Beginn schilderte ein Teilnehmerin anschaulich, wie schwer ihre familiäre Situation durch die psychische Erkrankung eines nahen Angehörigen belastet ist und dass ihre Partnerschaft daran zu zerbrechen droht. Bischof Hein hatte an diesem Abend keine Patentantworten. Er hörte zu, tröstete und empfahl in dem konkreten Fall: «Wenn euch eure Beziehung etwas wert ist, würde ich immer darum kämpfen und mir Hilfe suchen».

Neben persönlichen Problemen standen auch die Bilder von obdachlosen Menschen in Japan oder Flüchtlingen in Libyen im Mittelpunkt des Gesprächs. Und immer wieder wurde die Frage gestellt: «Warum lässt Gott das zu?» und: «Hat das Leiden überhaupt einen Sinn und wenn ja, welchen?» – Diese Fragen wurden unter den Teilnehmern leidenschaftlich diskutiert. Der Bischof beantworte sie sehr persönlich: «Ich bin da ganz ehrlich: Ich weiß oft auch keine Antwort auf die Frage nach dem Warum?», sagte Hein im Chat. «Meistens wird sie gestellt, wenn es uns schlecht geht, wenn wir krank sind, wenn wir etwas Bitteres erleiden müssen. Selten aber fragen wir 'Warum?', wenn es uns gut geht», gab der Bischof zu bedenken. Befragt nach dem Sinn des Leidens erklärte Hein: «Oft gibt es keinen Sinn und oft verstehen wir manches Schwere in unserem Leben erst viel später.» Aber die Passionsgeschichte zeige: «Selbst im Leid bin ich nicht verlassen, denn da ist Jesus, der Mensch war wie wir und deshalb auch die Gottverlassenheit durchlebt hat.» 

Der Chat endete mit einem spontanen Gebet

Besinnlich wurde es im Chat, als sich die Teilnehmer in der Schlussphase darüber austauschten, was wirklich hilft, wenn es einem schlecht geht. Bischof Hein berichtete davon, dass es ihm Kraft bringt, wenn er ein Lied singt, das ihn erfüllt. Und dann gab es Tipps, wie man Menschen in einer schwierigen Situation helfen kann: «Zuhören», sagte Steffi, «Augen auf und anderen beistehen», schrieb Malena, «Solidarität üben und in den Arm nehmen», ergänzte Regina. Bischof Hein zeigte sich tief beindruckt von den vielen Ideen und der Ernsthaftigkeit des Gesprächs. Als Peter schrieb «Beten Sie für uns, bitte!» wurde es ganz still im Chat und Bischof Hein beendete die Chatrunde mit einem spontan formulierten Gebet. «Das Leiden hat nicht das letzte Wort» waren sich die Teilnehmer mit dem Bischof einig. Und «Tschüss, bis zum nächsten Mal!» (12.4.2011)

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Frühere Bischofschats:

Einen Rückblick auf frühere Chats mit Bischof Hein finden Sie in der Rubrik «Bischof»: