Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Apr 2012

Hofgeismar (medio). Ein wissenschaftliches Symposion erinnerte am 31. März und 1. April an Leben und Wirken des Neutestamentlers und Kirchenhistorikers Hans Freiherr von Soden (1881 - 1945). Die Fachtagung in der Evangelischen Tagungsstätte Hofgeismar würdigte von Soden als eine zentrale Gestalt der nordhessischen Kirchengeschichte und beleuchtete sein Leben als Wissenschaftler, Kirchenpolitiker und aus familiärer Sicht. Das Symposion wurde vom Marburger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Jochen-Christoph Kaiser und Oberkirchenrat i.R. Dr. Wolf-Dieter Grunwald aus Darmstadt vorbereitet.

Zur Eröffnung der Tagung sprachen der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, und der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Ulrich Oelschläger, Grußworte. Der Schwerpunkt des ersten Tages war die wissenschaftliche Arbeit Hans von Sodens als Professor für Neues Testament und Kirchengeschichte. In seinem Vortrag stellte Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Horn von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz von Soden als Professor für das Neue Testament vor. Sein Wirken als Kirchenhistoriker wurde von Prof. Dr. Wolfram Kinzig von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn erläutert. Anschließend berichtete die Enkelin des Theologen, Oberkirchenrätin i.R. Sigrid Bernhardt-Müller, aus familiärer Sicht über Hans von Soden und stellte dabei erstmals Fotos und Dokumente aus dem Familienarchiv der Öffentlichkeit vor, teilte Prof. Dr. Kaiser in einem Bericht über die Tagung mit.

Von Soden sei ein Mann mit klarem theologischen und ethischen Konzept gewesen, erklärte Prof. Dr. Kaiser, der am zweiten Tag einen Vortrag zum Thema «Hans von Soden im Spannungsfeld von Bekennender Kirche und Landeskirchenausschuss – Der kirchliche ‚Sonderweg‘ von Kurhessen-Waldeck im Nationalsozialismus» hielt. Besonders nach 1933 versuchten die Nationalsozialisten die Kirche und ihre Theologie zu beeinflussen und zu steuern. Von Soden sei einer der wenigen regimekritischen Theologieprofessoren in Deutschland gewesen, der offen seine Stimme dagegen erhob, so Kaiser. Hans von Soden könne als «Kirchenvater» der jetzigen Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck betrachtet werden, erklärte Kaiser. Bereits 1937 hätte der Theologe einen Entwurf für eine neue Kirchenverfassung vorgelegt, die einen Bischof an der Spitze vorsah, die Gründung des Rates der Landeskirche empfahl und das Synodalprinzip stärkte, beschrieb Kaiser weiter. Von Soden sei im kirchlichen Neubeginn dann als Kandidat für das neu einzuführende Bischofsamt vorgesehen gewesen. Er starb jedoch 1945 mitten in den Verhandlungen. (05.04.2012)