Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Apr 2017

Hannover/Bonn/Kassel (epd). «Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby» lautet das Motto der ökumenischen «Woche für das Leben» 2017. Die diesjährige christliche Initiative setze sich mit den Wünschen nach einer sorgenfreien Schwangerschaft, einer glücklichen Geburt, einem gesunden Kind und einem guten Heranwachsen des Kindes auseinander, teilten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit. In diesem Jahr findet die «Woche für das Leben» vom 29. April bis 6. Mai statt.


Ökumenischer Eröffnungsgottesdienst in Kasseler Martinskirche

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kasseler Martinskirche haben am Samstag (29.4.) der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Woche eröffnet.

An dem Gottesdienst waren zudem der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, sein katholischer Amtskollege Heinz Josef Algermissen vom Bistum Fulda sowie Stadtdekanin Barbara Heinrich beteiligt.

In seiner Predigt warnte Bedford-Strohm vor einer Verbindung von Biotechnologie und moderner Konsumkultur. Ein Umgang mit menschlichem Leben als Ware widerspreche einer Sozialkultur, in deren Zentrum die Würde des Menschen stehe.

Der Kern des Würdebegriffs schließe jede Instrumentalisierung und Ökonomisierung aus. Bedford-Strohm verwies in diesem Zusammenhang auf Internetseiten internationaler Fortpflanzungskliniken, auf denen anhand der Persönlichkeitsprofile der Spenderinnen die gewünschten Eizellen für eine künstliche Befruchtung ausgewählt und erworben werden können. «Es hat seine guten Gründe, dass das deutsche Embryonenschutzgesetz gegenüber der Verzweckung menschlichen Lebens eine klare Sperre einbaut», sagte er.

Mehr Fortschritt bedeute immer auch mehr Verantwortung, folgerte Bedford-Strohm. Zwar könne man in vielen Fällen für die Hilfen der modernen Medizin dankbar sein, doch bestehe die Gefahr, dass sich der Umgang mit dem Leben stillschweigend in eine Richtung verändere, die Widerspruch finden müsse. Die «schleichende Verfügbarmachung des Lebens» sei eine große Gefahr, sagte er. Die Frage, was dem Guten, was dem Nächsten und dem Leben wirklich diene, müsse immer wieder neu gestellt werden.

Zuvor hatte Kardinal Marx ebenfalls darauf hingewiesen, dass die heutige Medizin zahlreiche Handlungs- und Behandlungsmöglichkeiten anbiete, die aber auch Fragen aufwerfen und Bedenken auslösen würden. Es gelte daher, den klaren Blick für die drohenden Verhängnisse zu bewahren, die sich aus der Anwendung dieser Technik ergeben könnten, sagte Marx. Im Hinblick auf moderne Fortpflanzungsmedizin warnte er ebenfalls vor maßgeschneiderten Wunschkindern. Es gelte vielmehr, «Kinder so anzunehmen, wie sie sind, und nicht sie so zu machen, wie wir sie gerne hätten», sagte Marx.

Zur Begrüßung hatte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, die Bedeutung der «Woche für das Leben» für die Ökumene in Deutschland betont. «Die Woche für das Leben ist auch im Lutherjahr ein unübersehbares Zeichen für gelebte Ökumene», sagte er.

Impressionen vom Eröffnungsgottesdienst

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Stichwort «Woche für das Leben» 2017

Bei der «Woche für das Leben» soll es in diesem Jahr um Zeugung, Schwangerschaft und Geburt und die damit zusammenhängenden Fragen der reproduktionsmedizinischen Techniken und der diagnostischen Verfahren gehen, hieß es. Themen seien unter anderem das Erkennen genetischer Defekte und Krankheiten vor Implantation oder Geburt. Diskutiert würden zudem Fragen zur Veränderung der DNA eines Menschen (Genome Editing) und zum Einfrieren von Eizellen (Social Egg Freezing). Hierbei stellen sich vielfältige ethische Fragen, etwa die nach dem Umgang mit «überzähligen» Embryonen, nach dem möglichen Auseinanderfallen biologischer, rechtlicher und sozialer Elternschaft oder die nach der Gefahr von Selektionen. (29.04.2017)

Nachgefragt...

Bischof Martin Hein im Interview zur Fortpflanzungsmedizin aus christlicher Sicht und dazu, wie die Kirchen Einfluss auf die Fortpflanzungsmedizin nehmen können:

Bischof Hein stellte sich den Fragen von Christian Prüfer, Redakteur des Evangelischen Pressedienstes (epd). Das Interview wurde am 20. April 2017 veröffentlicht.

Schüler-Projekttag in Kasseler Jugendkulturkirche

Zum Jahresthema der Woche konnten Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsphase «Q2» bereits am Freitag (28.4.) an einem besonderen Projekttag teilnehmen. Als Einstieg in den Tag in der CROSS jugendkulturkirche  führte Dr. Minou Friele von der Forschungsstelle Ethik der Universität Köln mit einem Referat in das Thema «Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby. Wie weit gehen? Wenn das so einfach wäre...» ein.

Im Anschluss diskutierten die Schülerinnen und Schüler mit ausgewiesenen Experten in sieben Workshops u.a. die Themen Präimplantationsdiagnostik, genetische Diagnostik am Lebensanfang oder bioethische Fragen zur Reproduktionsmedizin. Unter den Experten war auch Bischof Prof. Dr. Martin Hein, der als Mitglied des deutschen Ethikrates mit den Jugendlichen darüber sprach, ob es angesichts der unsicheren Weltlage verantwortlich ist, Kinder zu bekommen. Hein ging außerdem der Frage nach, wie eine Kinder willkommen heißende Gesellschaft aussehen sollte. Details zu den Workshops und Expertinnen und Experten finden Sie im Download rechts.

Nach den Workshops berichteten die Jugendlichen unter dem Motto «Was uns bewegt hat» in Statements und mit Fragen im Plenum. Der Tag schloss mit einem Reisesegen um 14:30 Uhr.

Impressionen vom Schüler-Projekttag

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Internetradio:

Jan Seeberg und Sarah Bork vom Kasseler Wilhelmsgymnasium berichten darüber, wie sie mit einem unerfüllten Kinderwunsch umgehen würden. Außerdem erklären Pfarrer Frank Bolz und die Lehrerin Brigitte Tecklenburg, um was es beim Schülertag geht. Ein Beitrag von medio-Reporter Torsten Scheuermann:

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zur Eröffnung der «Woche für das Leben» am 29.04.2017 in der Martinskirche in Kassel:

PDf-Dokument

Service und Info:

Themenheft, Info-Flyer und Plakate zur ökumenischen Woche stehen im Internet bereit unter:

woche-fuer-das-leben.de

Nachgefragt:

Bischof Martin Hein im Interview zur Fortpflanzungsmedizin aus christlicher Sicht und dazu, wie die Kirchen Einfluss auf die Fortpflanzungsmedizin nehmen können:

Interview:

Interview zum Auftakt der bundesweiten Woche mit Bischof Martin Hein und Reproduktionsmediziner Oswald Schmidt aus Kassel:

hna7.de/woche-fuer-leben

Nachgefragt:

Pfarrer Frank Bolz, Studienleiter des RPI, im medio-Interview zum Schülerprojekttag der «Woche für das Leben»:

Schüler-Projekttag:

Hier finden Sie das Workshop-Programm des Schülerprojekttags am 28. April in der Kasseler Jugendkulturkirche mit Informationen zu den Referenten und Referentinnen:

PDF-Dokument