Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Nov 2010

Kassel (medio). «Worauf lohnt es sich heute noch zu warten?» – dieser Frage stellten sich gemeinsam mit Bischof Prof. Dr. Martin Hein mehr als 40 Chatter im «Bischofschat» auf ekkw.de. Die Antworten kamen im Sekundentakt und waren zum Teil heiß umstritten: «Mindestlohn», «Gerechtigkeit», «Abschaltung der Atomkraftwerke» – um nur einige Themen zu nennen, die die Chatter in die Debatte warfen. Bischof Hein zeigte sich flexibel und nahm zu vielen Punkten Stellung.
 

Ja zu Mindestlohn / «Gerechtigkeit ist schwierige Sache»

Hein sprach sich klar für die Einführung eines Mindestlohns in Deutschland aus, damit die Menschen auch von ihrer Arbeit leben können und nicht zusätzlich auf Hartz 4 angewiesen sind. Allerdings sei es nicht einfach, gerechte Löhne zu zahlen, wenn die Konkurrenz groß sei und der betriebswirtschaftliche Druck steige. «Gerechtigkeit ist eine schwierige Sache», sagte der Bischof im Chat und machte deutlich, dass zum Beispiel in der Diakonie die kirchlichen Einrichtungen leider oft nicht konkurrenzfähig sind, wenn sie Tariflöhne bezahlen. «Mindestlöhne müssen finanzierbar sein», betonte der Bischof ohne von seiner Forderung nach gerechten Löhnen abzurücken.

Wenn man den richtigen Zeitpunkt verpasst – vom vergeblichen Warten

Ein intensiver Gesprächsgang im Chat drehte sich um die Frage, ob man einen Zeitpunkt verpassen kann, wenn man zu lange wartet. Viele Chatter erzählten hier dem Bischof von ihren Erfahrungen, zum Beispiel in der Liebe. So schrieb Ede: «Ich habe jemand verletzt und jetzt ist alles zu spät. Das ist ganz bitter.» Bischof Hein machte Mut, verwies aber zugleich auf eigene Versäumnisse. «Auch ich kam einmal zu spät», so der Bischof. «Ich war als Pfarrer an ein Sterbebett gerufen worden, habe zu lange gewartet und kam zu spät. Das begleitet mich bis heute. Jetzt geh ich immer – sofort», bekannte Bischof Hein vor der Chattergemeinde, die er am Ende des über einstündigen Gesprächs im Internet mit einem Segensgruß verabschiedete.

Erfolgreiche Kampagne zum Buß und Bettag

Der Chat bildete den Abschluss der diesjährigen Buß und Bettagskampagne unter dem Motto: »Worauf wartest Du?». Mit Gottesdiensten, Zeitungsanzeigen und dem Internetangebot auf busstag.de hatte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ein Zeichen zur Selbstbesinnung gesetzt. Der Erfolg der Kampagne übertraf in diesem Jahr die Erwartungen der Veranstalter. So riefen mehr als 30.000 Internetnutzer binnen weniger Tage die Seiten der Kampagne auf, zahlreiche Menschen trugen sich in die Gebetsforen ein, über 500 Menschen beantworteten im interaktiven Bereich die Frage «Worauf wartest Du?» - «Wir haben mit der Frage nach den Versäumnissen und Hoffnungen in unserem Leben in diesem Jahr ein Thema in den Mittelpunkt gestellt, die viele Menschen beschäftigt,» sagte Pfarrer Christian Fischer, Internetbeauftragter der EKKW, nach dem Chat. Die Resonanz zeige, dass viele Menschen große Sehnsüchte in sich tragen und die Kirche der richtige Raum sei, darüber untereinander und mit Gott ins Gespräch zu kommen. (18.11.2010)

Linktipp:

Alles über den Buß- und Bettag 2010 finden Sie im Internet unter:

www.busstag.de/10