Viele Menschen standen beim Friedensgebet in der Hanauer Marienkirche für ein solidarisches Miteinander ein. Auf unserem Foto sind u.a. zu sehen (ab 2.v.l.): Niko Deeg (Jüdisch Chassidische Kultusgemeinde Breslev Deutschland), Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, Pfarrerin Katrin Kautz (Evangelische Christuskirche), Imam Mustafa Macit Bozkurt (Islamischer Verein Hanau), Dekan Dr. Martin Lückhoff (Evangelischer Kirchenkreis Hanau), Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Pfarrer Torben W. Telder (Wallonisch-niederländische Gemeinde), Dr. Stefanie Keilig und Jakob Lotz (Kirchenvorstand der Stadtkirchengemeinde) und Pfarrer Dirk Krenzer (Katholische Pfarrgemeinde Mariae Namen). (Foto: medio.tv/Schauderna)

Viele Menschen standen beim Friedensgebet in der Hanauer Marienkirche für ein solidarisches Miteinander ein. Auf unserem Foto sind u.a. zu sehen (ab 2.v.l.): Niko Deeg (Jüdisch Chassidische Kultusgemeinde Breslev Deutschland), Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, Pfarrerin Katrin Kautz (Evangelische Christuskirche), Imam Mustafa Macit Bozkurt (Islamischer Verein Hanau), Dekan Dr. Martin Lückhoff (Evangelischer Kirchenkreis Hanau), Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Pfarrer Torben W. Telder (Wallonisch-niederländische Gemeinde), Dr. Stefanie Keilig und Jakob Lotz (Kirchenvorstand der Stadtkirchengemeinde) und Pfarrer Dirk Krenzer (Katholische Pfarrgemeinde Mariae Namen). (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 26 Feb 2020

Hanau (medio). Eine Woche nach der rassistisch motivierten Ermordung von insgesamt 10 Menschen fand am Mittwoch in Hanau ein zentrales Friedensgebet statt. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann, setzte in der voll besetzten Marienkirche zusammen mit der Hanauer Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, dem Vorsitzenden derJüdisch Chassidischen Kultusgemeinde Breslev Deutschland Niko Deeg, dem Imam des Islamischen Vereins Hanau e.V. Mustafa Macit Bozkurt, dem Pfarrer der Wallonisch-Niederländischen Gemeinde Torben Telder, dem katholischen Innenstadtpfarrer Dirk Krenzer, Dekan Dr. Martin Lückhoff und den beiden Pfarrerinnen der Stadtkirchengemeinde Katrin Kautz und Heike Mause ein starkes Signal für ein solidarisches Miteinander in Hanau. Trauer und Entschlossenheit wurden gleichermaßen deutlich, berichtet Jens Heller, Medienbeauftragter im Sprengel Hanau-Hersfeld.

Beate Funck machte deutlich, dass die Opfer keine Fremden waren, sondern Menschen aus Hanau, Maintal, Erlensee und Dietzenbach. Der Terror sei ein Gift, das die Gesellschaft zerstöre, aber das werde Hanau nicht zulassen. Vielmehr müsse und werde die Stadt offen und lebensbejahend bleiben, schloss sie ihren Beitrag mutmachend ab.

Imam Mustafa Bozkurt zeigte sich dankbar für die vielen Beileidsbekundungen und die große Anteilnahme, die er erfahren habe nach dieser schrecklichen Tat. Er verlas die Vornamen der Opfer und betonte, dass es bei der Tat nicht um Fremdenhass gegangen sei, sondern um einen Angriff auf die Gesellschaft insgesamt. Nun gelte es, nicht nur Lippenbekenntnisse abzulegen, sondern gemeinsam zu handeln. «Kennen wir uns eigentlich wirklich, als Nachbarn oder als Kollegen?», fragte er und ermutigte die Menschen, Schritte aufeinander zuzugehen. Sein Wunsch sei es, dass «unsere Gesellschaft gedeihen und zusammenwachsen möge.»

Niko Deeg setzte sich in seinem Impuls besonders dafür ein, die Opfer nicht zu vergessen, sondern sie im Herzen zu behalten und weiter über sie zu sprechen. «Wir müssen handeln, wenn wir erkennen, dass Menschen angegriffen werden» sagte er. Mit Blick auf die Frage, ob man die religiöse Identität offen zeigen solle, gelte der Satz: «Jetzt erst recht!»

Dekan Dr. Martin Lückhoff stellte seinen Impuls unter das Leitwort «Zusammen in Vielfalt glauben». Dies bedeute in diesen Tagen besonders, auch zusammen zu trauern. Unterschiedlichkeit sei von Gott gewollt, sie bereichere und fordere gleichzeitig heraus. Aber da, wo die Botschaft des Evangeliums von Hass, Rassismus oder Gewalt verdrängt werde, da gelte es, die Stimme zu erheben und zusammenzustehen.

Ausgehend von der biblischen Friedensvision des Propheten Jesaja schloss Bischöfin Hofmann die Reihe der Impulse mit einer Ermutigung, an der Verschiedenheit festzuhalten auch in Trauer und Schmerz. Frieden werde es nicht, wenn alle gleich seien, sondern Frieden werde es, «wenn wir verstehen, dass wir alle verschieden sind und Verschiedenheit normal ist.» Nicht die Angst voreinander, sondern die Neugier aufeinander werde die Gesellschaft zusammenwachsen lassen. Und da gelte es, immer wieder Vertrauen zu wagen, so die Bischöfin.

Die einzelnen Impulse wurden von der Hanauer Kantorei gefühlvoll und ausdrucksstark musikalisch gerahmt. Im anschließenden Fürbittengebet wurde eine Kerze für die Opfer entzündet und ihrer in Stille gedacht. Am Ausgang wurde eine Kollekte eingesammelt, die den Jugendlichen zugutekommen soll, die nach wie vor von der Tat traumatisiert sind und Hilfe benötigen. Viele der Besuchenden nutzten die Gelegenheit, um mit den Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Religionen und Konfessionen ins Gespräch zu kommen. (27.02.2020)

Anteilnahme in Hanau:

Die Radioredaktion des Medienhauses der EKKW hat Menschen, die das Friedensgebet besucht haben, zu ihren Eindrücken befragt: