Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Aug 2009

Kassel (medio). Die Zukunft der Behindertenhilfe in Hessen war Thema eines Gesprächs des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, mit dem Landesdirektor des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), Uwe Brückmann, am Dienstag im Kasseler Ständehaus. Wie die Landeskirche und der LWV in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, sei die Lage der Behindertenhilfe durch mehr Menschen mit Unterstützungsbedarf, einen demografischen Wandel sowie schwierige finanzielle Rahmenbedingungen geprägt. «Die Menschen, die unsere Hilfe benötigen, haben unseren Respekt und unsere Wertschätzung. Wir wollen sie unterstützen, dass sie so selbstständig und selbstbestimmt wie möglich leben können. Das bedeutet auch, dass individuell zugeschnittene Unterstützungskonzepte ausgebaut werden müssen», so Bischof Hein und Landesdirektor Brückmann.

Zudem wurden in dem Gespräch Perspektiven der Einrichtungsfinanzierung und der Dienste zur Betreuung behinderter Menschen erörtert. Bei seinen Reformplänen baue der LWV auf die langjährigen Erfahrungen von bewährten Trägern wie der Diakonie, unterstrich Brückmann: «Die Einrichtungen der Diakonie sind engagierte und kompetente Partner insbesondere bei Hilfen für Menschen mit hohem Hilfebedarf. Wenn wir neue Wege gehen, um die knappen Finanzmittel zielgerichtet für die Menschen mit Behinderung einzusetzen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Einrichtungsträgern für uns selbstverständlich». Bischof Hein verwies darauf, dass bei allen Finanzierungsproblemen aus Sicht der Diakonie die bereits beschlossene Basisanhebung der Leistungsentgelte zur Finanzierung der Löhne und Gehälter in jedem Fall umgesetzt werden müsse, «da unsere Mitgliedseinrichtungen auch Personalverpflichtungen haben, die nicht ohne weiteres zu reduzieren sind». Über alles Weitere müsse gesprochen werden, so Hein.

Um öffentliche Mittel effizienter und zielgerichteter einsetzen zu können, habe der LWV Hessen das Projekt «PerSeh» (Personenzentrierte Steuerung der Eingliederungshilfe in Hessen) entwickelt, das den individuellen Bedarf des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt rücken will. Ein neues Vergütungssystem erleichtere dabei auch die Finanzierung der Leistungen, erläuterte Brückmann. «PerSeh» werde derzeit in zwei Modellregionen erprobt. Anschließend sollen die Ergebnisse gemeinsam mit den Verbänden der Behindertenhilfe bewertet und über eine Einführung entschieden werden. Bischof Hein zeigte sich aufgeschlossen und gab zu bedenken, dass «wir in Hessen neben dem Krankenhausbereich und der Pflege nunmehr auch in der Eingliederungshilfe und damit in einem dritten großen Hilfesystem auf eine permanente Unterfinanzierung zusteuern». Insbesondere verwies er auf die Problematik der strukturschwachen Region in Nord- und Osthessen, sollte eine Umlagenfinanzierung aufgegeben werden.

Der Landeswohlfahrtsverband Hessen ist ein Zusammenschluss der Landkreise und kreisfreien Städte, dem soziale Aufgaben übertragen wurden. Dazu gehören u.a. die Unterstützung behinderter, psychisch kranker und sozial benachteiligte Menschen in ihrem Alltag und im Beruf. Die Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck nimmt ihre Aufgaben im Bereich der Behindertenhilfe durch das Diakonische Werk in Kurhessen-Waldeck e. V. wahr. Diakonische Einrichtungen sind zum Beispiel Hephata in Schwalmstadt, Bathildisheim in Bad Arolsen und die Baunataler Diakonie. Insgesamt sind 115 Einrichtungen der Behindertenhilfe in evangelischer Trägerschaft in Kurhessen-Waldeck. (19.08.2009)