Profilierter Pfarrer, liturgischer Erneuerer und Mitbegründer der «Bekennenden Kirche»: Karl Bernhard Ritter (Foto: privat)

Profilierter Pfarrer, liturgischer Erneuerer und Mitbegründer der «Bekennenden Kirche»: Karl Bernhard Ritter (Foto: privat)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 14 Aug 2018

Kassel (medio). Zum 50. Todestag von Karl Bernhard Ritter am 15. August erinnert die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck an ihren profilierten Pfarrer, liturgischen Erneuerer und Mitbegründer der «Bekennenden Kirche». Ritter war u.a. Pfarrer an der reformierten Universitätskirche in Marburg und Dekan des Kirchenkreises Marburg-Stadt. 1934 gründete er mit Hans von Soden und Bernhard Heppe die Bekennende Kirche (BK) von Kurhessen-Waldeck. Gemeinsam mit ihnen gab er regelmäßig erscheinende Rundbriefe zur unzensierten Information der BK-Mitglieder heraus. Sein unerschrockener Einsatz für die Freiheit der Kirche führte zu Bespitzelungen, Verhaftungen, Störungen seiner Gottesdienste sowie mehrfachen Schreib- und Redeverboten. (14.08.2018)

Zur Person:

Geboren am 17. März 1890 in Hessisch-Lichtenau, studierte Ritter nicht nur Evangelische Theologie, sondern auch Philosophie und Kunstgeschichte. Als Freiwilliger nahm er am 1. Weltkrieg teil und erlebte die deutsche Niederlage und die Abdankung des Kaisers als einschneidende Erfahrung. National-konservativ eingestellt, engagierte Ritter sich daraufhin politisch in der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und zog als deren zweitjüngster Abgeordneter in den preußischen Landtag ein. Gleichzeitig übernahm er nach seiner Ordination in Kassel eine Pfarrstelle in Berlin. Dort wurde Ritter stark durch die bündisch geprägte Jugendbewegung beeinflusst. Von ihr erhoffte er sich eine kulturelle und geistige Neubelebung des ganzen Volkes.

1925 übernahm Ritter die 1. Pfarrstelle an der reformierten Universitätskirche in Marburg. Bis zum Eintritt in den Ruhestand 1960 war er dort – unterbrochen nur durch seine Teilnahme am Zweiten Weltkrieg – 35 Jahre lang als Pfarrer tätig, davon die letzten 8 Jahre als Dekan des Kirchenkreises Marburg-Stadt. In der Universitätskirche gestaltete er Gottesdienste in freien Formen, in die seine Erfahrungen in der Jugendbewegung mit einflossen. Aus ihnen gingen geistliche Spiele, Singbewegungen und Freizeiten hervor. 1931 wurde er zum Gründer und ersten Ältesten der Evangelischen Michaelsbruderschaft, deren Mitglieder die Suche nach einer verbindlichen geistlichen Lebensform im Interesse einer Neugestaltung der Kirche einte. Die 2007 in Kassel gegründete Karl Bernhard Ritter Stiftung sieht sich mit ihrem Ziel, zeitgemäße und qualitative Gottesdienste zu fördern, in der Tradition ihres Namensgebers.

Gemeinsam mit Theologen unterschiedlichster Herkunft und Ausrichtung arbeitete Ritter in den Jahren der Weimarer Republik im sog. «Loshäuser Kreis» mit, der in den Räumen des Landschulheims Loshausen bei Ziegenhain Überlegungen zum Wesen und zur zukünftigen Gestalt der Kirche anstellt. Schon Anfang der 30er Jahre propagierte Ritter eine vom Staat gelöste und in ihren politischen Formen unabhängige Kirche. Früh erkannte er die drohende Gleichschaltung der evangelischen Kirche durch die Nazis und die «Deutschen Christen». 1933 gehörte er daher zu den Gründungsmitgliedern des «Bruderbundes Kurhessischer Pfarrer», dessen «Landesführer» er wurde. 1934 gründete er mit Hans von Soden und Bernhard Heppe die Bekennende Kirche von Kurhessen-Waldeck, in deren Leitungsgremium er ebenfalls mitarbeitete. Gemeinsam mit ihnen gab er regelmäßig erscheinende Rundbriefe zur unzensierten Information der BK-Mitglieder heraus. Sein unerschrockener Einsatz für die Freiheit der Kirche führte zu Bespitzelungen, Verhaftungen, Störungen seiner Gottesdienste sowie mehrfachen Schreib- und Redeverboten. Nur seine Einberufung in die Wehrmacht bewahrte ihn davor, ins KZ verbracht zu werden.

Nach dem Krieg setzte Ritter sich in Marburg für die Begegnung der beiden großen Kirchen ein. Der Neuordnung des gottesdienstlichen Lebens verpflichtet, arbeitete er in der Lutherischen Liturgischen Konferenz Deutschlands mit. Für seine Verdienste um die Kirche wurde Ritter von Bischof Wüstemann mit dem Ehrentitel «Kirchenrat» ausgezeichnet. Die Theologische Fakultät in Marburg verlieh ihm als Dank für seine Vorlesungstätigkeit und die Wahrnehmung des Amtes eines Studentenpfarrers die Ehrendoktorwürde. Am 15. August 1968 starb Karl-Bernhard Ritter in Königstein (Ts.).

(zusammengestellt von Pfarrer Dr. Michael Dorhs)

Der Einband der Schrift «Kirche im Widerspruch» zeigt ein Portrait von Karl Bernhard Ritter.

Der Einband der Schrift «Kirche im Widerspruch» zeigt ein Portrait von Karl Bernhard Ritter.

Linktipp:

Im Jahr 2007 wurde in Kassel die Karl Bernhard Ritter Stiftung gegründet, die in der Tradition ihres Namensgebers zeitgemäße und qualitative Gottesdienste zu fördert:

gottesdienststiftung.de