Der damalige Augustinermönch Martin Luther wollte die bestehende Kirche erneuern und sie zum geistigen Ursprung der neutestamentlichen Botschaft zurückführen. Eines seiner zentralen reformatorischen Anliegen war die Rückbesinnung auf das unverfälschte Wort der Bibel in der Landessprache. Weil sich die mittelalterliche Papstkirche einer Reform verweigerte, kam es zu der von Luther zunächst nicht beabsichtigten Bildung der evangelischen Kirche.
Reformationstag
Am Reformationstag wird an den Beginn der Reformation durch Martin Luther erinnert. Ob Luther seine gegen den Ablasshandel gerichteten 95 Thesen am 31. Oktober 1517 tatsächlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, ist zwar historisch nicht gesichert. Die öffentliche Wirkung seiner Thesen ist jedoch unumstritten. Heute wird der Gedenktag auch als Gelegenheit zur Selbstbesinnung und Selbstprüfung verstanden.
In den einzelnen Landeskirchen wurde der Feiertag je nach dem Termin der Einführung der Reformation zu verschiedenen Zeiten gefeiert. Johann Georg II. von Sachsen bestimmte 1667 den Tag des «Thesenanschlags» zum Reformationstag, der sich allgemein durchsetzte.
Der Reformationstag ist nur in den neuen Bundesländern, nicht aber in Berlin und im alten Bundesgebiet gesetzlicher Feiertag. In Thüringen wird dieser Tag nur in überwiegend evangelischen Gemeinden als gesetzlicher Feiertag begangen.
«Denk‘ ich an Luther…»
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen. Wie genau das geschah, ist umstritten: Klassisch ist die Vermutung, Luther habe seine Thesen an die Tür der Wittenberg Schlosskirche genagelt – ein folgenreicher Kraftakt! Andere bezweifeln das. Unbestritten ist: Luthers Thesen wurden an diesem Tag als Druck veröffentlicht. Das hatte Folgen - kurz, mittel- und langfristig: Das Datum markiert den Beginn der Reformation – ein Prozess, an dessen Ende zwei Konfessionsfamilien stehen. Es gibt die römisch-katholische Kirche und die Kirchen der Reformation. In seiner hr2-Morgenfeier geht Pfarrer Karl Waldeck aus Kassel der Frage nach, warum Erinnern sich lohnt...
Der Evangelische Kirchenkreis Schmalkalden im Internet eksm.de
Schmalkalden - Kleine Stadt, große Wirkung
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hat mit Schmalkalden einen einzigen Kirchenkreis in Thüringen. Dessen Dekan Ralf Gebauer erklärt, was die Stadt Schmalkalden für die Reformation bedeutete.
Vor 500 Jahren war Schmalkalden für ganz Europa wichtig. Wie kam das?
Ralf Gebauer: 1530/31 wurde hier der Schmalkaldische Bund gegründet. Die protestantischen Fürsten und Stände befürchteten eine heftige Gegenreaktion des (katholischen) Kaisers und sicherten sich gegenseitig Schutz und Beistand zu. In den 1530ern wuchs der Bund permanent, bis zum Schluss ein gutes Drittel des Reichsgebiets dazu gehörte. Man verhandelte sogar mit den Königreichen England, Frankreich und Dänemark über einen Beitritt. Das kam nicht mehr zustande.
Woran lag das?
Gebauer: Da spielte die Doppel-Ehe des hessischen Landgrafen eine ganz entscheidende Rolle. Er war damit erpressbar geworden und musste entsprechende Pläne aufgeben. Trotz der Niederlage des Bundes im Schmalkaldischen Krieg 1546 hatte sich das protestantische Bekenntnis in den Territorien und in den Großstädten so festgesetzt, dass die Entwicklung nicht mehr reversibel war.
Der Protestantismus ging nicht mehr weg.
Gebauer: Kai Lehmann, Direktor unseres Museums Schloss Wilhelmsburg, der das sehr genau erforscht hat, vertritt die These, dass es ohne den Schmalkaldischen Bund heute gar keine evangelische Kirche mehr gäbe. Von daher hat die protestantische Welt Schmalkalden ganz viel zu verdanken.
In den Schmalkaldischen Artikeln hat Luther Grundzüge seiner Theologie festgelegt. Was ist für Sie dort zentral?
Gebauer: Manches ist ganz aktuell: An vielen Stellen versuchen wir momentan, die Welt zu retten. Wir geben uns nach Kräften Mühe, das gute Leben zu realisieren und laufen auch immer wieder vor die Wand. Es ist ganz schwierig, einen verantwortbaren Weg zu finden. Es ist ein Ausdruck der alten Weisheit, dass wir Menschen das Reich Gottes nicht aus eigener Kraft bauen können. Gerade das hat Luther immer gesagt: Wir sind auf die Gnade Gottes angewiesen.
Die Reformation hat ja nicht nur die Kirche verändert, sondern vieles mehr. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Errungenschaft?
Gebauer: Neben den inhaltlichen Dingen zum Beispiel, dass wir miteinander reden können und uns nicht in einer Vielzahl unverständlicher Dialekte verfransen. Ich bin jemand, der Dialekt sehr schätzt. Wir haben zu Hause Hanauer Platt gesprochen und deswegen verstehe ich andere Dialekte auch ganz gut. Aber es ist doch viel einfacher, wenn ein Hochdeutsch bei der Verständigung hilft. (Fragen: ekkw.media/Dellit)