Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 16 Mär 2009

Fambach (medio). Die Gemeinde Fambach bei Schmalkalden gilt als einer der historisch am besten erforschten Orte in Deutschland. Mit dazu beigetragen hat das Kirchenbuch der evangelischen Kirchengemeinde, dass das älteste, noch erhaltene Kirchenbuch in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist. Darin haben die Pfarrer der Kirchengemeinde im Zeitraum von 1559 bis 1703 alles eingetragen, was ihnen im Gemeindeleben  wichtig erschien. Und dazu gehören nicht nur Hochzeiten, Geburten oder Todesfälle, sondern auch Berichte über Krankheiten und Seuchen, das Wetter und die damalige Lebensweise der Menschen.

Wie das Leben im 16. und 17. Jahrhundert in Fambach ausgesehen hat, können jetzt Interessierte in einem Buch des Fambacher Historikers Dr. Kai Lehmann nachlesen. Lehmann hat anhand des Kirchbuches und anderer  historischer Quellen eine kurzweilige Kulturgeschichte des Thüringer Ortes zusammengestellt, in der man manch Kurioses finden kann. So erfährt der Leser, dass der Februar des Jahres 1638 so warm war, dass man Schwimmen gehen konnte oder dass die Schulpflicht für Mädchen in Fambach schon 1604 eingeführt worden war. Außerdem wurden die Fambacher von einem Massenmörder in Angst und Schrecken versetzt und konnten schon vor dem 30jährigen Krieg Lotto spielen.

Menschen, die durch Alkohol zu Tode gekommen waren, durften laut Friedhofsordnung, nicht in geweihter Erde bestattet werden. Und trotzdem bestattet der Pfarrer eine Frau, die im Vollrausch die Treppe hinuntergestürzt und zu Tode gekommen war, auf dem Friedhof. Der Alkoholmissbrauch der damaligen Zeit sei daran schuld gewesen, dass es heute nur zwei Feiertage zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten gibt. Den jeweiligen dritten Feiertag schaffte Landgraf Carl von Hessen-Cassel im Jahr 1701 ab, da diese Tage «von dem gemeinen Volk fast zu anders nicht als Saufen, Schwelgen und anderer Üppigkeit missbrauchet worden» seien, zitiert Lehmann den Landgrafen in seinem Buch.

Das Buch «Leben und Sterben vor, während und nach dem Dreißigjährigen Krieg in der Gemeinde Fambach (1559 bis 1703)» von Kai Lehmann ist zum Preis von 27,80 Euro bei der Gemeindeverwaltung oder der evangelischen Kirchengemeinde Fambach erhältlich. (16.03.2009)