Darstellung der Kreuzigung Jesu in einem Kirchenfenster im Innenraum der Immenhäuser Kirche. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Darstellung der Kreuzigung Jesu in einem Kirchenfenster im Innenraum der Immenhäuser Kirche. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Feb 2022

Sind Christen in das Leiden verliebt? In Kirchen hängen Kreuze: ein schreckliches Instrument für Folter und Tod. Viele Christusbilder zeigen uns einen Schmerzensmann, blutig geschlagen und mit der Dornenkrone. Und viele Heiligenbilder zeigen uns auch vielfältigen Schmerz und Tod. 

Als ob wir davon nicht schon genug hätten. In den vergangen zwei Jahren haben uns solche Bilder verfolgt, waren Schmerz, Krankheit, Not und Tod auf bedrängende Weise in unserem Alltag gegenwärtig. Sind Christen irgendwie pervers? Das ist ein alter Vorwurf. Das Christentum sei lebensfeindlich, körperfeindlich, lustfeindlich. Aber stimmt das? 

Warum haben wir denn das Kreuz als Symbol? Weil Jesus es überwunden hat. Sein elender Tod war menschengemacht. Er war ein Aufstand gegen die Liebe. Doch Gott hat es nicht hingenommen, dass die Gewalt das letzte Wort behält. Er hat dem Tod am Kreuz das neue und verwandelte Leben entgegengestellt. Wir erzählen vom Kreuz, weil wir von Ostern herkommen, sonst wäre es doch überhaupt nicht zu ertragen. 

Wir erzählen diese entsetzliche Geschichte, weil sie davon erzählt, dass die Gewalt aufhören soll. Dass sie kein Weg ist, keine Möglichkeit, dass sie sinnlos ist und immer gegen Gott gerichtet, und weil gegen Gott, auch gegen alle Geschöpfe. Weil der Glaube das Leben liebt, den Schmerz verachtet, die Folter hasst und die Verletzlichkeit des Körpers sieht, schauen wir auf das Kreuz. So soll es eben nicht sein. Daran erinnert uns das Kreuz. Dass wir das Leben achten, den Körper, die Freude. 

Das «Haupt voll Blut und Wunden» wird verwandelt in das strahlende Haupt des liebenden Christus. Das nennen wir Erlösung. Sie hat begonnen. 

Blicken wir auf das Kreuz, dann sehen wir die schmerzvolle Gegenwart, die enden soll. Und erinnern uns, wie zerbrechlich wir sind, wie kostbar. Sieben Wochen Passion: aber 45 Wochen Freude. Christen sind in das Leben verliebt.

(Text: Pfarrer Roland Kupski, Kassel)