Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Sep 2010

Kassel (epd). Die vom Bundesfamilienministerium vorgeschlagene Einführung eines freiwilligen Zivildienstes gefährdet nach den Worten des evangelischen Beauftragten Jens Haupt die traditionellen Freiwilligendienste. Sollte die diskutierte Aussetzung der Wehrpflicht und damit der Wegfall des Zivildienstes in seiner bisherigen Form im kommenden Jahr Wirklichkeit werden, würden schon allein aufgrund der höchst unterschiedlichen finanziellen Ausstattung die Freiwilligendienste erheblich gefährdet, sagte der Leiter des Zentrums für Freiwilligen-, Friedens- und Zivildienst (ZFFZ) der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) am Donnerstag in Kassel.

So stünden für die vom Familienministerium angepeilten 35.000 Zivildienstplätze sechsmal so viel Geld bereit wie für die fast gleich hohe Zahl der Plätze im Freiwilligen Sozialen und Ökologischen Jahr in Deutschland, sagte Haupt. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Teilnehmer am FSJ und FÖJ deutlich zurückgehe.

Die Argumentation des Ministeriums, die in Länderhoheit liegenden Freiwilligendienste aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht besser fördern zu können, ließ Haupt nicht gelten. «Wenn ein politischer Wille da wäre, ginge das auch», sagte er. Jahrelang habe der Bund auf einen Ausbau der Freiwilligendienste gedrängt, nun aber würde ein viel besser ausgestatteter freiwilliger Zivildienst in Konkurrenz zu ihnen treten.

Für das kirchliche Zentrum ZFFZ würde eine solche Neuregelung nicht nur zu mehr Arbeit führen, sondern man gerate auch in eine Konfliktsituation, welchen Dienst man dann jungen Menschen empfehlen sollte, fügte Haupt an. In Kurhessen-Waldeck gibt es derzeit 180 Plätze im FSJ und 35 in FÖJ.

Eine Aussetzung der Wehrpflicht würde die Arbeit der Kriegsdienstverweigerungsstellen keineswegs überflüssig machen, ergänzte der Zivildienstreferent des Zentrums, Klaus Tschentscher. Immer wieder gebe es Fälle von jungen Menschen, die sich freiwillig zu einem Dienst in der Bundeswehr verpflichteten und dort merkten, dass sie einen Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen eigentlich ablehnten. (24.09.2010)