Das faire und ökologische Kleidung auch schön sein kann zeigte die Modenschau während der Tagung. (Foto: Johanna Betz)

Das faire und ökologische Kleidung auch schön sein kann zeigte die Modenschau während der Tagung. (Foto: Johanna Betz)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Nov 2019

Hofgeismar (medio). Mode-bewusst herstellen, kaufen, tragen – das waren die Themen der gleichnamigen Wochenendtagung vom 8. bis 10. November, die sich mit Kleidung und Nachhaltigkeit beschäftigte. Zum Auftakt gab es eine Modenschau, präsentiert durch die Hofgeismarer Boutique Markt9Moden und durch die Edertaler Modefirma Peaceman’s daughter/son. Über 80 Frauen und auch einige Männer staunten, wie vielseitig, modern und elegant nachhaltige Mode sein kann, berichten Studienleiterin Pfarrerin Christina Schnepel und Christine Lang-Blieffert von der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Akademie Hofgeismar.

Am Samstag wurden Vorträge und Workshops angeboten, bei denen Kleider getauscht oder zu neuen Produkten wie Taschen und Kissen upcycelt werden konnten. Zum Abschluss am Sonntag stellte Anosha Wahidi vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit den «Grünen Knopf» vor und diskutierte über weitere Maßnahmen für eine nachhaltige Kleidung mit der Designerin und Produzentin Johanna Betz (Peaceman’s daughter/son), Maren Leifker (Brot für die Welt, Berlin), dem Modeblogger Norian Schneider (#fairknallt) und der Theologin Dr. Katharina Eberlein-Braun (Bamberg), heißt es weiter.

Referatsleiterin Wahidi wies darauf hin, dass der Grüne Knopf sich zunächst auf die Konfektionierung und Bearbeitung einer Textilproduktlinie eines Unternehmens konzentriere. Jedes Unternehmen, das dieses Siegel erhalten möchte, müsse allerdings vorab seine Lieferkette offenlegen und auf soziale und umweltgerechte Standards prüfen lassen. In einer zweiten und dritten Phase sollen dann das Weben und Spinnen sowie schließlich die Rohstoffe unter die Lupe genommen werden. 

Maren Leifker kritisierte, dass es sich bei dem von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im September eingeführten Siegel um eine freiwillige Aktion der Unternehmen handele. Sie plädierte für eine gesetzliche Regelung, da es ansonsten auch in Zukunft Katastrophen wie der Einsturz des Produktionsgebäudes Rana Plaza geben könne. Nur ein Lieferkettengesetz, wie es z.B. Frankreich aktuell eingeführt habe, könne sicher stellen, dass deutsche Unternehmen im Ausland Menschenrechte achten und Umweltzerstörung vermeiden. 

Dem stimmte auch Johanna Betz zu und wünschte sich, dass künftig Unternehmen, die Menschenrechte nicht beachten, öffentlich genannt werden. «Fragen Sie in den Geschäften nach, wo und wie die Kleidung produziert wird», riet sie den Teilnehmenden. Nur so könne der Druck auf Politik und Unternehmen erhöht werden. Modeblogger Schneider wies darauf hin, dass mittlerweile die Zahl der Kollektionen von früher zwei auf heute zwanzig in der Fast Fashion angewachsen und Shoppen zum Hobby geworden sei, das längst nicht mehr der Bedürfniserfüllung diene. Er schlug vor, in den Schulen Ästhetische Bildung zu lehren, die zu mehr Wertschätzung der Produkte führen könnte.

Die Theologin Dr. Katharina Eberlein-Braun wies darauf hin, dass zu Vorstellungen eines guten Lebens auch bestimmte Überflussvorstellungen gehörten. Was aber Überfluss sei und was diese Vorstellungen für Auswirkungen auf den Umgang mit Dingen, Konsum und Glücksgefühlen haben, müsse stärker thematisiert werden. Hierfür sei ästhetische Bildung wichtig. Sie sprach sich ebenfalls für ein «Negativ-Kennzeichnung» von Ware aus. «Warum muss ich als Verbraucher so viel Zeit für die Recherche aufbringen?», fragte sie.

BMZ-Vertreterin Wahidi wies auf die App «Siegelklarheit» hin, mit der das Ministerium dem Verbraucher einen Durchblick im Siegeldschungel verschaffen möchte und stellte klar, dass der «Grüne Knopf» ein erster, pragmatischer Schritt sei – weitere müssen folgen. (20.11.2019)