Aufarbeitung und Vermeidung sexualisierter Gewalt.

Aufarbeitung und Vermeidung sexualisierter Gewalt.

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Mär 2023

Kassel. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) sucht weitere Betroffene eines Missbrauchsfalls, der sich in den 1980er-Jahren in Fuldatal-Ihringshausen zugetragen hat. Gemeinsam mit Betroffenen und dem jetzigen Kirchenvorstand wendet sich die Landeskirche daher an die Öffentlichkeit. «Wir wollen Licht ins Dunkel bringen und Betroffene unterstützen. Sie sollen Raum haben, um über ihre leidvollen Erfahrungen zu sprechen», macht die Pröpstin des Sprengels Kassel, Katrin Wienold-Hocke, deutlich. Zugleich startet die EKKW zu diesem Fall einen von unabhängigen, externen Expert*innen begleiteten Aufarbeitungsprozess. 

Zum Hintergrund: Der damalige Gemeindepfarrer, der bis Mitte der 1980er-Jahre in Fuldatal-Ihringshausen tätig war, ist vor einem kirchlichen Gericht wegen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen verurteilt worden. Seit Kurzem ist das Urteil des Disziplinargerichts rechtskräftig. Damit verliert der Ruheständler, der nach seiner Zeit in Fuldatal verschiedene kirchliche Funktionen innehatte, seine Versorgungsansprüche und seine Ordinationsrechte.

Die Aufklärung war möglich geworden, weil ein Betroffener Kontakt zur unabhängigen Anerkennungskommission der EKKW aufgenommen hatte. Strafrechtlich waren die Taten bereits verjährt, wie die Staatsanwaltschaft infolge bestätigte. «Ich war daher irrtümlich im Glauben, dass die Vorfälle meine Privatsache sind. Durch die Möglichkeit, mich an die Kommission zu wenden und einen Antrag auf Anerkennung zu stellen, ist das Thema für mich auf befreiende Weise dort hingekommen, wo es hingehört – in die Öffentlichkeit», schildert der Betroffene.  

Nach Abschluss der juristischen Aufklärung konzentriert sich die Landeskirche nun auf die Aufarbeitung der Vorfälle, die sich im Bereich der Konfirmanden- und Jugendarbeit zugetragen haben. «Es ist beschämend, wie hier Vertrauen missbraucht wurde», sagt Pröpstin Wienold-Hocke. Der Aufarbeitungsprozess geschieht in enger Abstimmung mit dem Kirchenvorstand und jenen Betroffenen, die sich bereits gemeldet haben. Die EKKW nimmt auch weitere Stationen des ehemaligen Pfarrers in den Blick.

Kontaktmöglichkeiten

Betroffene können sich an die unabhängige Anerkennungskommission der Landeskirche wenden: anerkennungskommission@ekkw.de. Zudem steht Pröpstin Katrin Wienold-Hocke als Ansprechperson bereit. Sie ist telefonisch unter der Nummer 0151 46 42 77 29, per Mail unter katrin.wienold-hocke@ekkw.de zu erreichen. 

Nicht-kirchliche Anlaufstellen sind unabhängige Fachberatungsstellen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, in der Region Kassel zum Beispiel www.fax-kassel.de oder die Kasseler Hilfe unter www.kasseler-hilfe.de.    

Hintergrund 

Die EKKW stellt sich dem Thema sexualisierte Gewalt und setzt sich für wirksamen Schutz und für Aufklärung ein. Auch die Aufarbeitung schon länger zurückliegender Vorfälle ist ihr ein Anliegen, um Betroffene zu unterstützen. Dies tut sie auch mithilfe einer Ende 2019 gegründeten Kommission, deren Mitglieder von der Kirche unabhängig sind. Dieser so genannten Anerkennungskommission gehören ein Richter im Ruhestand, eine Trauma-Therapeutin und eine beratungserfahrene Fachkraft an, die weisungsfrei über Unterstützungsleistungen und Anerkennungszahlungen entscheiden können. Zudem hat die EKKW zwei Juristen als unabhängige Gutachter beauftragt, alle bekannten Altfälle rechtlich zu prüfen. (24.03.2023)

Weitere Hilfsangebote:

Weitere Informationen zum Thema gibt es unter:

Aufarbeitung und Vermeidung sexualisierter Gewalt