Pfarrerin Susanne Leinweber ist seit Anfang September im Evangelischen Studienseminar Hofgeismar für die Ausbildung der Prädikantinnen und Prädikanten zuständig. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Pfarrerin Susanne Leinweber ist seit Anfang September im Evangelischen Studienseminar Hofgeismar für die Ausbildung der Prädikantinnen und Prädikanten zuständig. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Sep 2023

Hofgeismar. Es kann schon ein Unterschied sein, ob jemand zum Erntedankfest predigt, der selbst Felder bestellt und aberntet oder die Pfarrerin. Ein anderer Hintergrund, ein anderes Vokabular, andere Sichtweisen – das bringen Prädikantinnen und Prädikanten mit. In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck steht diese Bezeichnung für Ehrenamtliche, die Gottesdienste und Kasualien abhalten dürfen, also Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Ihr Dienst wird in einer Zeit rückläufiger Zahlen im Pfarramt wichtiger, aber längst nicht nur deswegen.

«Die Bedeutung von Prädikanten und Prädikantinnen wird weiter zunehmen. Aber wir müssen aufpassen, dass sie nicht als Lückenbüßer wahrgenommen werden», sagt Pfarrerin Susanne Leinweber. Die 41-Jährige ist seit Anfang September im Evangelischen Studienseminar Hofgeismar für deren Ausbildung zuständig. Leinweber war Schulpfarrerin in Bad Hersfeld und bringt neben der theologischen noch weitere Qualifikationen für die neue Aufgabe mit. Sie hat auch eine Klinische Seelsorge-Ausbildung (KSA) absolviert, ist systemische Beraterin und Organisationsentwicklerin und arbeitet beim Institut IPOS der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit. Auch die Praxis im Pfarramt kennt sie natürlich, in ihrer letzten Gemeindestelle in Neuenstein war sie zudem Mentorin für einen Prädikanten. 

Der Kontakt mit verschieden Formen von Frömmigkeit, mit unterschiedlichen Menschen und Charakteren in Verbindung mit theologischer Arbeit – das reize sie an der neuen Aufgabe in Hofgeismar, erzählt Leinweber: «Man arbeitet hier theologisch, aber immer auch an den eigenen Themen der Menschen.» Wie wichtig Taufen, Trauungen und Beisetzungen für die Kirche und ihre Außenwirkung sind, weiß auch Leinwebers Vorgängerin Irmhild Heinicke: «Auch viele kirchenkritische Menschen erleben Kasualien, deswegen müssen sie gut sein.» 

Susanne Leinweber mit Irmhild Heinicke (r.), die von 2012 bis Mitte dieses Jahres die Prädikantinnen und Prädikanten in Hofgeismar ausbildete. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Susanne Leinweber mit Irmhild Heinicke (r.), die von 2012 bis Mitte dieses Jahres die Prädikantinnen und Prädikanten in Hofgeismar ausbildete. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Von 2012 bis Mitte dieses Jahres war Heinicke dafür zuständig, dass diese Qualität auch im Dienst der Laien gewährleistet wird. 190 Prädikanten und Prädikantinnen gibt es derzeit in der Landeskirche, allein 100 davon hat sie ausgebildet und kennengelernt: «Es gibt nicht viele, die ich nicht mit Namen kenne.» Wie Leinweber hält Heinicke es für wichtig und wünschenswert, dass auch Menschen mit einem nicht-theologischen Hintergrund auf der Kanzel stehen. Es seien sehr bunte, engagierte und manchmal auch ein wenig schräge Menschen: «Das ist eine bereichernde Vielfalt.» 

Die Ausbildung von Prädikanten und Prädikantinnen teilt sich in zwei Abschnitte. Im ersten geht es um Predigt und Abendmahl, im zweiten um die Kasualien Taufe, Trauung und Bestattung. Nicht jeder und jede kann das Amt übernehmen, voraus gehen die Lektorenausbildung, ein Beschluss des Kirchenvorstands und ein Gespräch mit der jeweiligen Pröpstin oder dem Propst, die dann eine Empfehlung aussprechen können. Im Eingangskolloquium im Studienseminar lernt Studienleiterin Leinweber die Kandidaten und Kandidatinnen kennen, ihr seelsorgerliches Einfühlungsvermögen und ihre Bibelkenntnisse werden erfragt. Dann kann die Ausbildung beginnen. 

Einführungswoche, Predigtwerkstätten und Wochenenden zu Abendmahl, liturgischer Präsenz und ein Einführungsgottesdienst gehören zur Ausbildung. Es müssen im Laufe der Zeit zwei schriftliche Arbeiten angefertigt werden; einmal zu einem Gottesdienst, einmal zu einer Kasualie. Wichtig ist die Praxis in der Heimatgemeinde, begleitet von einem Mentor oder einer Mentorin. Mindestens zweimal im Monat sollen sie sich treffen, Gottesdienste, Trauen, Beerdigungen und Taufen werden vor- und nachbesprochen. Besonderer Wert werde auch auf die Schulung für Gespräche gelegt, erläutert Heinicke. Beim Trauergespräch mit den Hinterbliebenen vor einer Beerdigung sei Einfühlsamkeit wichtig, aber auch für die Gespräche, die sich sonst ergeben, zum Beispiel an der Kirchentür.

Pfarrerin Susanne Leinweber freut sich auf die Arbeit mit den Ehrenamtlichen, die «ganz viel normales Leben» in die Aufgabe einbrächten. Und offenbar hat sie eine Aufgabe gefunden, die sehr schön ist. Ihre Vorgängerin Irmhild Heinicke jedenfalls zieht ein durchweg positives Fazit: «Diese Arbeit hat mich zufrieden und glücklich gestimmt.» (20.09.2023)

Pfarrerin Susanne Leinweber

Aus- und Fortbildung der Prädikan­tinnen und Prädikanten

Gesundbrunnen 10
D-34369 Hofgeismar

Linktipp:

Weitere Informationen zur Ausbildung beim Evangelischen Studienseminar Hofgeismar unter:

evangelisches-studienseminar-hofgeismar.de/(...)