Die Besucherinnen und Besucher des Hephata-Erntedankfestes konnten sich hautnah einen Eindruck von der Landwirtschaft auf dem Hofgut Richerode holen. Unser Foto zeigt Bischöfin Dr. Beate Hofmann und Hephata-Vorstand Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt. (Foto: hephata.de)

Die Besucherinnen und Besucher des Hephata-Erntedankfestes konnten sich hautnah einen Eindruck von der Landwirtschaft auf dem Hofgut Richerode holen. Unser Foto zeigt Bischöfin Dr. Beate Hofmann und Hephata-Vorstand Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt. (Foto: hephata.de)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 04 Okt 2023

Jesberg-Richerode. Gottesdienst, Kulinarisches, Livemusik und Programm für die ganze Familie: Am Sonntag, 1. Oktober, richtete die Hephata Diakonie ihr Erntedankfest auf dem Hofgut Richerode aus. Zu Gast war die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann, die gemeinsam mit Pfarrer und Hephata-Vorstand Maik Dietrich-Gibhardt und dem Hephata-Posaunenchor den Gottesdienst gestaltete. Zuvor hatte Hephata zum traditionellen Jahresempfang eingeladen.  

Solidarität, Nächstenliebe und Vertrauen

Rund 250 Menschen waren zum Gottesdienst in das Festzelt auf dem Hofgut gekommen, teilte die diakonische Einrichtung mit. Bischöfin Hofmann stellte in ihrer Predigt die die Themen Solidarität, Nächstenliebe und Vertrauen in den Mittelpunkt. Zugrunde lag eine Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium (Lukas 12, 15-21), in der es um einen reichen Kornbauern geht.

Der reiche Gutsbesitzer fährt eine größere Ernte ein, als er lagern kann. Anstatt zu teilen, reißt er seine alten Scheunen ab und baut größere. Bischöfin Hofmann schlägt von dieser Stelle eine Brücke in unserer Welt: Der Kornbauer tue etwas sehr Nachvollziehbares, in dem er sich absichern will, so Hofmann. «Das tun wir auch. Wir haben vermutlich alle eine Krankenversicherung, zahlen in die Rentenversicherung, vielleicht sogar in eine Lebensversicherung.» Doch die entscheidende Lebensbasis sei nicht die eigene, vermeintliche, finanzielle Sicherheit, sondern: «Das Vertrauen, dass Gott uns ansieht, annimmt, behütet, durch Schlimmes begleitet, im Leiden gestärkt und aus dem Tod holt», so die Bischöfin.

Das erscheine auf den ersten Blick naiv. Doch viele Befragungen zeigten, dass Vertrauen eine ganz entscheidende Haltung im Miteinander sei und damit auch für das eigene Wohlergehen, so Hofmann weiter: «Wer gelernt hat zu vertrauen, auf die eigenen Eltern, auf Freunde, auf Gott, der hat auch mehr Vertrauen in den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der hat weniger Misstrauen in Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, der oder die hat letztlich auch mehr Vertrauen in die eigene Kraft oder in die Möglichkeit, miteinander etwas zu bewirken.»

«Das Vertrauen in die Demokratie statt in starke Fu¨hrer und autoritäre Systeme hängt mit diesem Vertrauen in das gesellschaftliche Miteinander zusammen», zeigte sich die Bischöfin überzeugt. «In der Demokratie vertrauen wir darauf, das unterschiedliche Menschen miteinander im Dialog Gegenwart und Zukunft unseres Landes und unserer Welt besser miteinander gestalten als angstvoll abgeschottete, möglichst homogene Gruppen und Gesellschaften, die ihr Selbstvertrauen aus einer rassistischen Idee ableiten», so Beate Hofmann.

Neben der politischen Dimension zeigte sich Bischöfin Hofmann darin zuversichtlich, dass das Vertrauen in die Kraft von Gemeinschaft auch unmittelbar satt mache: «durch diakonische Arbeit für die, bei denen das Geld nicht bis zum Ende des Monats reicht, durch weltweite Diakonie, wie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt auch für die, denen der Klimawandel oder Naturkatastrophen die Felder und Scheunen weggespült haben. (...) Vertrauen, Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt, das sind für mich die Schätze, an denen mein Leben hängt, auch wenn die Scheunen abbrennen oder wegschwimmen. Und mein Vertrauen auf Gott ist die Basis für diese Haltung.»

Hephata-Jahresempfang: Offen für Vielfalt, geschlossen gegen Ausgrenzung

«Offen für Vielfalt, geschlossen gegen Ausgrenzung», so lautete das Motto des Jahresempfangs, zu dem die Hephata Diakonie an dem Sonntag auch Förderer, Kooperationspartner und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Vereinen eingeladen hatte. In diesem Jahr sind laut Mitteilung 60 Gäste gekommen. 

«Unser Bio-Hofgut in Richerode steht beispielhaft für unseren sozial-diakonischen Auftrag, und das schon seit 1988», begrüßte Hephata-Vorstand Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt die Gäste. Bio und sozial seien Prämissen, die noch heute gelten. Dazu gehörte die Achtung vor der Schöpfung und ein nachhaltiger Umgang mit Natur und Tieren. Im Mittelpunkt stehe dabei, die Biodiversität zu schützen und dabei vielseitige Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen. «Das passte damals und das passt heute zu unserer Haltung und zu unserem Auftrag, in unterschiedlicher Weise und durch vielfältige Angebote Teilhabe und Inklusion zu ermöglichen», so Dietrich-Gibhardt

v.l.: Hephata-Vorstand Maik Dietrich-Gibhardt, Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Nina Klein, Klient Tobias Berg und Hephata-Vorstand Dr. Michael Gerhard (von links). (Foto: Hephata/Stefan Betzler)

v.l.: Hephata-Vorstand Maik Dietrich-Gibhardt, Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Nina Klein, Klient Tobias Berg und Hephata-Vorstand Dr. Michael Gerhard (von links). (Foto: Hephata/Stefan Betzler)

Leider gäbe es aber bei den Themen Teilhabe, Inklusion und Vielfalt unübersehbare Tendenzen, die sich dagegen positionierten, sowohl politisch als auch gesellschaftlich, so Dietrich-Gibhardt. «Die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Bistümer in Hessen haben aus Anlass der anstehenden Wahl in Hessen betont, wie entscheidend Menschlichkeit statt Fremdenhass, Weltoffenheit statt Nationalismus und Solidarität statt Diskriminierung auch für die Übernahme von politischer Verantwortung sind.» Dem können wir uns in Hephata nur verbinden.» Nicht zuletzt sei die Hephata Diakonie seit gut zwei Jahren Mitglied der Initiative «Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung», so Dietrich-Gibhardt: «Demokratische Werte, Teilhabe, Vielfalt passen hervorragend zu unserem Auftrag als modernes diakonisches Unternehmen – und hier zu unserem Bio-Hofgut in Richerode.»

Darauf ging auch Nina Klein von der Initiative «Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung» in ihrem anschließenden Grußwort ein: «Mit ihrem Engagement, die Vielfalt und die Demokratie in Nord- und Osthessen zu stärken, hat die Evangelische Kirche, und ganz besonders Bischöfin Beate Hofmann, Mut und klare Kontur bewiesen. Insbesondere auch mit der aktuellen Positionierung und klaren Haltung vor der anstehenden Hessenwahl.» Die Landeskirche leiste mit Seminaren, Gedenkfesten und anderen Veranstaltungen einen wichtigen Beitrag, um Vielfalt und demokratische Werte fest in unserer Gesellschaft zu verankern», so Klein.

Dies gälte auch für die Hephata Diakonie, «die dieses Hofgut zu einer Erfolgsgeschichte gemacht hat. Sie gibt nicht nur den hier beteiligten Menschen Arbeit, sondern mehr noch: Sinn», so die Vertreterin weiter. Das heutige Erntefest zeige, wie sinnvolle Arbeit zum Genuss für alle werden kann. «Wir freuen uns riesig, dass die Hephata Diakonie unsere Initiative bereichert. Sowohl fachlich als auch menschlich! Diese Zusammenarbeit ist wirklich – wenn ich das so sagen darf – ein himmlisches Vergnügen.»

Die Initiative «Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung» wird von einem Bündnis aus Kultur, Wirtschaft, Kirche, Sport und Gemeinden getragen und setzt sich in Nord- und Osthessen für Demokratie und Solidarität ein. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) gehört dem Bündnis seit Anfang 2021 an, die Hephata Diakonie seit Juli 2021. (04.10.2023)

Download:

Predigt von Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Wortlaut:

PDF-Dokument

Linktipp:

Weitere Informationen zur Hephata Diakonie unter:

hephata.de