Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Apr 2007

«Ostern ist das Fest des Lebens. Daran ist kaum zu zweifeln, wenn man auf den Osterschmuck schaut, der in diesen Tagen bereits Häuser und Gärten ziert: Es blühen Forsythien und Osterglocken, und Bilder der erwachenden Natur prägen seit langem unser Brauchtum - ob Ostereier oder Osterhasen. Wer würde sich nicht über die Rückkehr des Frühlings freuen!

Gottes Schöpfung erfreut uns! Der Liederdichter Paul Gerhardt, dessen 400. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, lädt uns in seinem bekanntesten Lied "Geh aus, mein Herz" ausdrücklich zum Gang durch Gottes Natur ein, und das nicht nur an den Osterfeiertagen: "Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben."

Der christliche Osterglaube feiert das Fest des Lebens in einem tieferen Sinn. Nicht die Rückkehr der Natur im Wechsel der Jahreszeiten steht in seinem Mittelpunkt, sondern der Gedanke, dass durch die Tiefen des Todes hindurch neues Leben entsteht. Vor Ostern kommt Karfreitag! Erzählt wird die Geschichte von Jesus von Nazareth, der unschuldig leidet, gefangengenommen, gequält und getötet wird. Damit könnte diese Lebensgeschichte ihr Bewenden haben - als die eines Opfers unter vielen anderen. Die Osterbotschaft und ihre Zeugen widersprechen dem. Der Tod hat nicht das letzte Wort; denn Jesus ist von der Toten auferstanden. Das Leben siegt - nach Gottes Willen. Dies ist der tiefste Grund der Osterfreude.

Dass wir Menschen den Tod fürchten, ist keine neue oder ausdrücklich christliche Sicht des Lebens. Ich habe freilich den Eindruck, dass wir heutzutage mehr die Umstände der letzten Etappe unseres Lebens als den Tod selber fürchten. Pflegebedürftigkeit, Schmerzen, die als zwiespältig wahrgenommenen Möglichkeiten der Medizin: All dies gibt Anlass zur Beunruhigung. Die Politik versucht in jüngster Zeit, Fragen der Pflege und ein menschenwürdiges Sterben - etwa durch eine Patientenverfügung - zu regeln. Gerade im Licht des Osterfestes ist es wichtig zu betonen, dass die Menschenwürde vom Anfang bis zum Ende des Lebens gilt; denn Gott ist ein Freund des Lebens. Deshalb darf es nicht wirtschaftlichen Erwägungen und menschlicher Verfügbarkeit anheim fallen; es muss geschützt werden.

"Christus ist auferstanden!" So heißt es am Osterfest. Von der Osterfreude erfasst, werden wir Zeugen der Hoffnung und des Lebens. Wenn wir ganz bewusst Ostern feiern, ändert sich unser Blick auf den Tod, ohne dass wir seinen Schrecken banalisieren. Auch der auferstandene Jesus ist ja kein unversehrter Held; er trägt die Zeichen des erlittenen Leidens an seinem Körper. Doch für den Glauben ist der Tod in letzter Instanz unterlegen. Gottes Liebe und Zuwendung hören an der Schwelle des Todes nicht auf; seine Liebe ist stärker. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dies auch für Ihr eigenes Leben entdecken können. Ich wünsche Ihnen ein frohes, gesegnetes Osterfest!»

Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

(aus einem Beitrag für die Südthüringische Zeitung, Foto: medio.tv/Schauderna)